Gastbeitrag von Laura

Der Mai 2023 sollte wohl der emotionalste Monat unseres Lebens werden:
Am 6. Mai heirateten wir. Mit dabei, aber noch im Bauch: unser Sohn. 18 Tage später erhielten wir dann die Diagnose: Brustkrebs und die Empfehlung unser Kind zwei Wochen früher auf die Welt zu holen, um die Chemo schnell zu beginnen. Der Traum von einer natürlichen Geburt und Stillen war geplatzt.
Fünf Tage später hielten wir unseren Sohn in den Armen. Wir hatten es geschafft, alles um uns herum auszublenden und eine tatsächlich wunderschöne Kaiserschnittgeburt mit ihm zu erleben. Er kam gesund und munter zur Welt.
Schon am zweiten Tag nach der Geburt erfolgte die Port-OP und einige andere Untersuchungen in Vorbereitung für die anstehende Chemo; danach eine Woche Schonfrist und Erholung zuhause bevor die ambulante Chemo begann. Eine Psychoonkologin und viele empathische Pflegekräfte halfen mir, die neue Herausforderung anzugehen.
Aber allen voran stand mein Mann, der mir nicht von der Seite wich.
Die Kombination Wochenbett und Chemo waren herausfordernd. Familie, Freunde und Nachbarn unterstützen uns viel. In dieser Zeit hatte ich Nebenwirkungen durch einen starken Eisenmangel – die Nebenwirkungen der Chemo waren jedoch auszuhalten.
Der Verlust der Haare und die körperlichen Veränderungen nach einer Geburt haben mich anfangs sehr traurig gemacht. Doch gibt es zahlreiche bewährte Tipps, wenn die Haare ausfallen!
Schon im Laufe der Chemo konnte wir den Krebsknubbel schrumpfen und zeitgleich unseren Sohn Wachsen sehen. Unser Baby war unser riesiges Glück: Wir hatten einen neuen Alltag und viele neue Aufgaben. So konnte man die „Krebswelt“, in die man eintauchen musste, immer wieder kurz vergessen.

Im Herbst begann ich einen Kunstkurs mit anderen jüngeren Frauen, die an Krebs erkrankten. Es tat mir gut, ein neues Hobby zu haben und mich auszutauschen. So gelangte ich auch zu einer Selbsthilfegruppe für junge Erwachsene.
Endlich kamen der Dezember und somit das Ende der Chemo. Die geplante Brust-OP erfolgte reibungslos und mit dem Ergebnis: Ich bin krebsfrei!
Im Februar 2024, ein Tag vor Antritt meiner Reha, traf ich mit meiner Onkologin eine neue Entscheidung: Die Antikörpertherpaie musste frühzeitig beendet werden. Ich hatte seit Dezember zunehmend Hautprobleme und insbesondere offene Wunden im Mund. Ein spezieller Hautarzt diagnostizierte eine besondere Hauterkrankung, die zwar als autoimmun eingestuft wurde, aber auch wieder verschwinden kann. Mit einer Cortisonbehandlung und guten Pflegetipps bekam ich die Hautprobleme in den Griff.
Die onkologische Reha in Bad Oexen trat ich nach längeren Überlegungen ohne meinen Sohn an. Er wurde während der Arbeitszeiten meines Mannes abwechselnd mal von den einen oder anderen Großelternpaar betreut. Da unser Sohn seine Großeltern bereits gut kannte und schon häufiger Zeit mit ihnen verbracht hatte, war das wohl die beste Entscheidung. Mit knapp zehn Monaten und einer Fremdelphase wollten wir ihn noch nicht in einer Kindergruppe im Bad Oexen betreuen lassen.
Außerdem war es wichtig, dass ich mich auf die Stärkung meines Körpers und die Entspannung meiner Seele konzentrierte. An den Wochenenden und unter der Woche besuchte mich meine Familie regelmäßig. Dies war möglich, da Bad Oexen nicht weit entfernt von unserem Zuhause war.
Mein Körper ist in der Reha wieder zu Kräften gekommen, mein Gehirn wurde mit Gehirnleistungstraining wieder angekurbelt und ich habe viele liebenswerte Menschen kennen gelernt. Rückblickend taten mir die drei Wochen in der Reha sehr gut.
Meinen Schwiegereltern, meinen Eltern und meinem Mann war ich sehr dankbar, dass sie mir diese Zeit so ermöglichten!

Die Monate darauf nutze ich zur Kräftigung: Regelmäßig ging ich ins Fitnesstudio und zur Physiotherapie. Wir machten im Monat Mai Urlaub fernab vom Thema „Krankheit“. Naja, fast: Beim Wandern klemmte ich mit einem Rucksack leider den Port etwas ab, sodass eine Arm-Venen-Thrombose entstand… Im Juni erfolgte die letzte OP und auch die bewusste Entfernung des Ports. Wieder mal war alles gut verlaufen. Doch aufgrund des Antibiotikums während der OP und vermutlich durch die Chemo hatte ich Darmprobleme. Eine Darmfloraanalyse ergab dann, dass gewisse Darmbakterien fehlten.
Durch die gezielte Behandlung verschwanden die Symptome jedoch schnell und sogar die Hauterkrankung. Das Beste war, dass meine alte Energie zurück kam!
Endlich liegt der Großteil der Gesamtbehandlung nun erfolgreich hinter uns. Es war kein Zuckerschlecken. Sicher ist jedoch, dass es uns als Paar noch stärker gemacht hat.
In der Zeit der Krankheitszustände erfuhr ich viel Unterstützung von der Krebsberatungsstelle Osnabrück sowie Stiftungen wie Flugkraft, Lebensdurstich und Pro Santo. Sport, gute Ernährung, etwas Geduld, tolle Freunde, liebe Familienangehörige, etwas schwarzer Humor und eine positive Lebenseinstellung waren für mich enorm wichtig. Unser Sohn war und ist letztlich durchgehend unser Sonnenschein im Alltag.
Es lohnt sich zu kämpfen, um so das Leben wieder mehr genießen zu können!
