Wie sieht es aus, wenn Engagement greifbar wird? Wenn aus Ideen echte Projekte werden – und aus schwierigen Erfahrungen etwas Kraftvolles wächst? Antworten auf genau diese Fragen, waren am Freitagabend im Berliner Survivors Home sehr deutlich zu spüren. Denn: Zum ersten Mal wurde dort der Mathias-Freund-Preis verliehen.
Die Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs hat den Preis ins Leben gerufen, um Projekte auszuzeichnen, die sich mit besonderem Einsatz für junge Betroffene stark machen – sei es durch psychosoziale Angebote, kreative Formate oder selbstorganisierte Hilfe.
Denn junge Erwachsene mit Krebserkrankungen müssen sich oft zwischen den Strukturen des Gesundheit- und Versorgungssystems bewegen: zu alt für die Kinderonkologie, aber auch nicht wirklich im Fokus der Erwachsenenmedizin. Gleichzeitig geht es in dieser Lebensphase um sehr spezielle Aspekte – Ausbildung, erste Jobs, Beziehungen, Familienplanung. Das ist kein einfacher Spagat. Umso wichtiger, dass es inzwischen viele starke Angebote und Initiativen gibt, die genau hier ansetzen.
Der neue Preis ist nicht nur Anerkennung für genau diese Projekte – sondern auch eine Würdigung von Prof. Dr. med. Mathias Freund, dem verstorbenen Initiator der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs, Träger des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland am Bande und langjähriger Sekretär und Geschäftsführender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e. V. Sein Engagement für die medizinischen und psychosozialen Belange junger Erwachsener mit Krebs war über viele Jahre prägend.
„Mit dem Mathias-Freund-Preis würdigen wir sein Lebenswerk – und geben genau denen Rückenwind, die seine Vision weitertragen: Eine Versorgung junger Betroffener, die ihre Lebensrealität und ihre Bedarfe in den Blick nimmt“, sagt Prof. Dr. med. Inken Hilgendorf, Kuratoriumsvorsitzende der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs.
Das Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro stammt aus Kondolenzspenden, die nach dem Tod von Prof. Freund im Jahr 2023 eingegangen sind – ein starkes Zeichen der Wertschätzung, das nun weiterwirkt.
„Er hat es sehr genossen, direkten Einfluss nehmen zu können – ganz gleich, ob auf eine Einzelperson oder eine ganze Gruppe. Für ihn war jedes Engagement gleich viel wert, und es hat sich immer gelohnt. Das Engagement für die Stiftung war für ihn die Kirsche auf seinem beruflichen Weg. Schon immer hat er sich mit ganzem Herzen für seine Patienten eingesetzt, aber durch die Stiftung hat sich das noch einmal vertieft – besonders durch den direkten Kontakt mit den Betroffenen und die Möglichkeit, auch mal unbequem gegenüber Politik und Entscheidungsträgern zu sein. Das hat ihn wirklich angetrieben. Was ihn dabei immer geleitet hat, war der Gedanke: Jeder Mensch zählt. Ich war zutiefst beeindruckt von dem Engagement, das in den Bewerbungen und Projekten spürbar war – das hat man in jedem einzelnen Satz gefühlt.“
Michaela Freund, Tochter von Mathias Freund
Und der erste Mathias-Freund-Preis geht an die Segelrebellen!
Großer Applaus, ein bisschen Gänsehaut – und viele strahlende Gesichter: Die Segelrebellen nahmen die Auszeichnung entgegen.
Die Segelrebellen sind eine gemeinnützige Organisation, die jungen Erwachsenen nach einer Krebserkrankung durch Segelreisen neue Perspektiven eröffnet. Das Projekt wurde 2015 von Marc Naumann ins Leben gerufen, der selbst zweimal an Krebs erkrankte und die heilsame Wirkung des Segelns unmittelbar erfahren durfte. Die Initiative richtet sich an Menschen, die ihre Krebstherapie abgeschlossen haben und nach einem Weg suchen, wieder aktiv ins Leben zurückzufinden. An Bord der eigenen Yacht „SY Magic“ erleben die Teilnehmenden Abenteuer auf See, stärken ihr Selbstvertrauen und lernen, im Team Verantwortung zu übernehmen. Dabei steht nicht die Krankheit im Mittelpunkt, sondern das gemeinsame Erleben und Wachsen jenseits des Alltags.
„Es ist eine riesengroße Bereicherung, zu sehen wie die Zeit beim Segeln den Betroffenen hilft und deren Einstellung zum Leben positiv beeinflusst. Ein anderer Spruch, den ich gerne beim Segeln verwende: Wenn Menschen Pläne machen, haben die Götter was zu lachen. Und beim Segeln kommt es erst recht immer anders, als man denkt.“
Marc Naumann, Geschäftsführer der Segelrebellen
Ein Abend, der nachwirkt
Der Mathias-Freund-Preis wurde im Rahmen des Jahrestreffens der TREFFPUNKTE verliehen – dem jährlichen Zusammenkommen junger Erwachsener mit Krebs aus ganz Deutschland. Rund 50 Teilnehmende kamen in Berlin für ein Wochenende zusammen, um Erfahrungen zu teilen, sich gegenseitig zu stärken und gemeinsam neue Perspektiven zu entwickeln. Den feierlichen Auftakt dazu bildete die Preisverleihung – ein besonderer Moment für viele, die selbst betroffen sind oder waren. Warum das so ist? Weil hier nicht über sie gesprochen wird, sondern mit ihnen. Und weil deutlich wird: Ihr Engagement zählt. (Mehr zum Jahrestreffen hier)
Zur Preisverleihung kamen neben den Teilnehmenden auch viele Unterstützer:innen der Stiftung – darunter Vertreter:innen des FREUNDESKREIS, Vertreter:innen der Eisbären Berlin Foundation sowie und enge Wegbegleiter:innen der Stiftung. Gemeinsam machten sie den Abend zu einem echten Highlight.
„Was dieser Abend gezeigt hat: Engagement entsteht nicht im luftleeren Raum – es entsteht dort, wo Menschen sich gesehen fühlen“, sagte Kristina Lehmann, Projektleiterin der Stiftung. „Und wir sind dankbar, dass wir diesen Raum gemeinsam gestalten dürfen.“
Ein besonderer Dank gilt der Alfred Lehner GmbH, die uns mit einer großzügigen Spende handgefertigter, silberner Anstecknadeln überrascht hat. Diese wertschätzende Geste hat uns sehr gefreut – und zeigt einmal mehr, wie unsere Arbeit auch außerhalb der Stiftung Menschen berührt und Unterstützung erfährt.
Der Mathias-Freund-Preis wird künftig alle zwei Jahre verliehen. Und für viele war klar: Diese Premiere war weit mehr als nur eine Auszeichnung. Sie war ein Zeichen – für Zusammenhalt, für Wertschätzung und für das Engagement, das an vielen Stellen entsteht. Ob von Betroffenen selbst oder von Menschen, die sich aus Überzeugung für sie einsetzen – jeder Beitrag zählt.
Die Bewerber:innen 2025
Wir freuen uns, dass sich im Rahmen der erstmaligen Ausschreibung so viele beeindruckende Projekte beworben haben. Die Jury hatte es nicht leicht – hier ein kurzer Überblick der Initiativen:
Ehrenamtliche Pat:innen begleiten junge Erwachsene mit Krebs durch Therapie und Nachsorge. Digitale und analoge Treffpunkte – die „Eisvogel-Nester“ – fördern Austausch und Gemeinschaft.
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Ein digitales Angebot für junge Krebspatient:innen und Angehörige mit verständlichen Informationen, Erfahrungsberichten, Community und Online-Veranstaltungen – ohne Fachjargon und Tabus.
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Bringt Lebensfreude in Klinik und Alltag: von Spieleabenden über Herzenswunsch-Erfüllung bis zum jährlichen Segeltörn auf der Ostsee – ergänzt durch ein Ferienhaus an der Nordsee für Auszeiten.
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Psychosoziale Unterstützung für junge Betroffene und ihr Umfeld, mit Fokus auf Reintegration in Schule und Beruf. Beratung, Vernetzung und Fortbildungen für Fachkräfte.
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Individuelles Coaching, Workshops und Gruppensettings zur Stärkung psychischer Gesundheit, Selbstwirksamkeit und Lebensplanung nach der Diagnose.
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Initiative von und für Menschen mit Knochensarkomen: Austausch in geschütztem Rahmen, persönliche Begleitung durch ehemalige Betroffene und digitale Informationsangebote.
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Ein Songprojekt einer Initiative von 13 Freunden, die in einem Mutmach-Song die Geschichte ihrer erkrankten Freundin erzählen. Musik und Video werden im Sommer 2025 veröffentlicht – ein musikalischer und bestärkender Beitrag.
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Bundesweite Selbsthilfe für Hodenkrebs-Betroffene und ihre Angehörigen. Fokus auf Aufklärung, Austausch und Prävention durch Früherkennung.
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Beratung und Unterstützung für an Krebs erkrankte Schwangere und junge Mütter – sowohl bei psychosozialen Fragen als auch bei organisatorischen und finanziellen Herausforderungen.
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Hochsee-Segeltörns für junge Erwachsene nach schwerer Erkrankung. Gemeinschaft, Naturerlebnis und Selbstwirksamkeit stehen im Mittelpunkt.
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Selbsthilfegruppen, Wunschprojekte, kreative Aktionen und politisches Engagement für mehr Sichtbarkeit und Selbstwirksamkeit junger Erwachsener mit Krebs.
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Regelmäßige Treffen und Drachenbootfahren in Bremen – Gemeinschaft durch Bewegung und Austausch.
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Online- und Offline-Treffen für junge Menschen unter 30 nach Krebs. Offener Austausch, praktische Tipps und gegenseitige Unterstützung in einem geschützten Rahmen.
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Videoprojekt für unheilbar erkrankte Eltern, die ihren Kindern persönliche Erinnerungen hinterlassen möchten – begleitet durch Psychoonkologie und ein kreatives Team.
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Eine Gemeinschaft junger Krebsüberlebender, die sich regelmäßig trifft, Erfahrungen austauscht und gemeinsame Aktivitäten organisiert.
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