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Man nennt mich Dr. Hodgkin – Prof. Volker Diehl erzählt aus seinem Leben

25. August 2025
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News

„Der Mann, der mich […] für ein ähnlich wichtiges Projekt gewann, hieß nicht nur Freund, er war es auch – für mich ein besonders guter. Mathias Freund […] fragte Mitte 2014 an, ob ich mir vorstellen könne, im Kuratorium der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs mitzuarbeiten.“

Mit diesen Worten beschreibt Prof. Dr. Volker Diehl in seiner Autobiografie den Beginn eines besonderen Weges – auch für uns als Stiftung. Er ist seit der Gründung dabei, gestaltet mit und bringt Ideen ein. Für viele junge Betroffene ist er nicht nur ein Ratgeber, sondern ein echter Wegbegleiter.

Ein Arzt, der zuhört

Als Diehl 2014 ins Kuratorium der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs kam, war er in der medizinischen Welt längst eine Legende. Doch wer ihm begegnet, merkt schnell: Hier sitzt kein unnahbarer „Star-Onkologe“, sondern ein Mensch, der zuhört, Fragen stellt, ehrliche Gespräche führt – und der auch klar sagt, wenn er etwas anders sieht.

Für Prof. Diehl war es besonders wichtig, dass sich Betroffene untereinander austauschen und gegenseitig stärken. Junge Patient:innen treffen in Kliniken oft vor allem auf ältere Mitpatient:innen mit ganz anderen Lebenssituationen und Sorgen. Für den Austausch unter jungen Erwachsenen gibt es dort meistens kaum Raum. Deshalb stand für ihn von Anfang an fest: Psychosoziale Begleitung muss ergänzend zur medizinischen Behandlung angeboten und vor allem außerhalb der Klinik organisiert werden – an Orten, an denen junge Menschen frei und ungezwungen miteinander ins Gespräch kommen können.

Besonders am Herzen lag ihm deshalb das Projekt der TREFFPUNKTE, die die Stiftung deutschlandweit ins Leben gerufen hat. Bei diesen Treffen kommen junge Betroffene zusammen – hier geht es um Begegnungen auf Augenhöhe, ums Teilen von Sorgen, gemeinsames Lachen und Weinen. „Die Krankheit verbindet die Betroffenen“, schreibt Diehl, und meint damit nicht nur die Diagnose, sondern auch das Verständnis füreinander.

Für ihn sind die Begegnungen mit den jungen Betroffenen während der Jahrestreffen der TREFFPUNKTE etwas Besonderes: „Nach vierzig Jahren wissenschaftlich-onkologischer Tätigkeit durfte ich auf meine alten Tage eine ungeahnte, vorher nie so intensiv erlebte menschliche Nähe erleben. Wenn wir bei den Jahrestagungen für eine Weile in einer Jugendherberge zusammenwohnten und in tiefen Gesprächen voneinander lernten, löste sich die Entfernung zwischen Arzt und Patient so restlos auf, dass nur noch die Membran des Lebens zwischen uns existierte.“

Seit elf Jahren engagiert sich Prof. Diehl für unsere Arbeit – mit seiner Erfahrung und seiner unerschütterlichen Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Bis heute ist er nah dran an den jungen Erwachsenen, besucht Jahrestreffen, begleitet Betroffene zu Gastvorlesungen an der Universität Köln und bringt dort Studierende und Patient:innen ins direkte Gespräch. Seine Vorlesungssäle sind bis auf den letzten Platz belegt – weil er es schafft, medizinische Themen und persönliche Geschichten zu verbinden.

Zwei junge Betroffene aus dem Netzwerk der Stiftung beschreiben:

„Ich bin sehr dankbar, dass ich durch die Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs Prof. Diehl, einen äußerst liebenswerten und herzensguten Menschen, persönlich kennenlernen durfte. Das bedeutet mir alles, denn als ehemalige Hodgkin Patientin ist er auch mein Lebensretter. Er hat mit seiner Forschung Außergewöhnliches geleistet, und voller Hochachtung bin ich zutiefst davon beeindruckt, wie bescheiden er dabei geblieben ist und wie schwer es ihm fällt, berechtigtes Lob anzunehmen.“ – Kathrin, TREFFPUNKT Thüringen

„Vor einigen Jahren durfte ich Prof. Dr. Diehl persönlich kennenlernen – seine Demut und sein unermüdlicher Tatendrang beeindrucken mich bis heute. Seine Leidenschaft für die Forschung, um jungen Menschen mit Krebs neue Hoffnung zu schenken, ist einer der Gründe, warum ich heute noch lebe. Sein bescheidener Blick auf die eigene Leistung und sein tiefer christlicher Glaube haben meine Sicht auf das Leben nachhaltig geprägt. Ich bin dankbar, diesem besonderen Menschen begegnet zu sein und bis heute von seinen Ratschlägen zu profitieren.“ – Wiebke, TREFFPUNKT Hamburg

Das Vermächtnis: Hoffnung bei Morbus Hodgkin

Für die medizinische Fachwelt ist Volker Diehl „Mr. Hodgkin“. 1978 gründete er die Deutsche Hodgkin-Studiengruppe, mit der er Forschung und Behandlung dieser bis dahin meist tödlich verlaufenden Krebserkrankung revolutionierte. In den 1980er-Jahren waren die Überlebenschancen gering – heute werden über 95 Prozent der Betroffenen in Deutschland geheilt.

„Sein Beitrag zur Hodgkin-Therapie kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden“, sagt Karolin Behringer, Fachärztin für Innere Medizin und Hämatologie und Onkologie am Universitätsklinikum Köln. „Prof. Diehl hat nicht nur wegweisende Forschung betrieben, sondern durch eine Reihe aufeinander aufbauender klinischer Studien die Behandlung des Hodgkin-Lymphoms entscheidend optimiert und damit die klinische Praxis nachhaltig verändert. Sein Mut, neue Wege zu gehen, und die Begeisterung, die er in seinem Team geweckt hat, wirken bis heute nach und geben vielen Patienten Hoffnung auf Heilung und auf ein langes Leben nach der Erkrankung.“

Doch für Diehl ist diese Geschichte mehr als medizinischer Fortschritt. Er beschreibt sie als eine Reise, bei der Wissenschaft und Glaube eng miteinander verwoben sind – und bei der er immer wieder Gottes Spuren in seinem Leben erkannt hat.

Wissenschaft, Glaube, Leben

In seiner Autobiografie Man nennt mich Dr. Hodgkin blickt Prof. Diehl zurück – auf sein Leben, seine Forschung und die Begegnungen, die ihn geprägt haben. Er erzählt mit Humor, Tiefgang und einer Portion Selbstironie. Es geht um medizinische Durchbrüche, um Zufälle, die das Leben veränderten, und um Begegnungen, die bleiben.

„Prof. Diehl hat nicht nur Krebstherapien verändert – er hat auch unsere Stiftung geprägt. Seine Wärme, Offenheit und sein Glaube an die Kraft des Miteinanders wirken bis heute in unserer Arbeit“, sagt Michael Oldenburg, Vorstand der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs.

Wer Prof. Diehl selbst erleben möchte, sollte sich den 5. September 2025, 19:00 Uhr vormerken: Dann stellt er gemeinsam mit Co-Autor Christian Heinritz sein Buch in der Apostel-Petrus-Gemeinde in Berlin vor.

Das Buch erscheint im September 2025 als Hardcover im Verlag Francke-Buch GmbH (ISBN: 978-3-96362-477-3).