Oliver´s Geschichte

Neujahr 2022
Geplagt von einer anscheinend besonderen Form von Neurodermitis, begann das Jahr 2022 mit neuen Wünschen und Zielen. Nach einem Fußballabend mit Freunden Anfang Januar, hatte ich am nächsten Tag ein übles Stechen an der linken Bauchseite. Ich bin direkt zum Hausarzt gegangen, der ein Ultraschall machte und eine Zyste entdeckte. Ab da an lag vor mir ein Ärzte-Marathon. Ich war noch nie im Krankenhaus oder hatte eine ernsthafte Erkrankung, außer einer angeborenen Migräne. Mitte März hatte ich also meine aller erste OP. Dort wurde ein Lymphangiom mit einer Größe von 19x21cm entfernt. Zusätzlich mussten 30cm meines Darms entfernt werden. Schonkost, wenig Hilfe von den Krankenpflegern und begrenzte Besucherzeiten mit Einschränkungen aufgrund der Corona Pandemie begleiteten mich. Nach 10 Tagen durfte ich nach Hause, doch es wird nie mehr sein wie zuvor.
Endlich Ruhe, dachte ich
Es hat sich alles eingespielt. Ich habe meine Ernährung umgestellt, sodass ich die Verdauungsbeschwerden in den Griff bekam. Alles sah so aus, als würde ich wieder der alte sportliche Olli werden. Doch dann wuchs ca. 4 Wochen nach der OP ein Lymphknoten oberhalb des linken Schlüsselbeins. Die Vertretung meines Hausarztes meinte: „Das kommt nach einer OP schonmal vor, dass das Lymphsystem durcheinander ist. Das geht wieder weg.“ Zwei Wochen später ließ ich meinen Hausarzt drüber schauen. Dieser ordnete ein CT an. Über Umwege landete ich mit meinem Befund in der Onkologie. Dort wurde der Lymphknoten entfernt. Eine Woche später bekam ich den Anruf vom Facharzt: „Hallo Herr Bechtoldt. Es tut mir leid Ihnen mitteilen zu müssen, dass sich unsere Vermutungen bestätigt haben. Sie haben Krebs.“ Diagnose 2.0: klassisches Hodgkin Lymphom, Stadium 2a im Alter von 25 Jahren.

Plötzlich steckte ich mittendrin: PET-CT, Aufnahme in der Onkologie, Port Implantation, vier Zyklen Chemotherapie, Schmerzen, Übelkeit und der Kampf ums Überleben. Ich bin Christ und hatte trotz allem immer die Gewissheit, dass mich Gott heilen wird. So nah wie in dieser Zeit habe ich ihn nie gespürt. Das bedeutet nicht, dass es eine leichte Reise war. Sorgen, Ängste und Schmerzen begleiteten mich, dennoch gab mir Gott jeden Tag neue Kraft, Hoffnung und die Zuversicht auf ein Wunder.
Nach den vier Zyklen wurde am 13. Oktober ein PET-CT gemacht, um den Stand und die weitere Vorgehensweise zu besprechen. Die Ärztin sagte: „Es ist kein Krebs mehr sichtbar. Sie sind krebsfrei!“ Ich konnte es nicht fassen! Innerhalb von vier Monaten krebsfrei; das ist ein Wunder!
Drei Jahre später
Ich bin nicht mehr der Alte und werde es wahrscheinlich nicht mehr sein. Aber ich bin ich, mit meiner Geschichte. Die Nachwirkungen der Chemotherapie sind ein täglicher Begleiter, wie zum Beispiel Neuropartien in den Fingern und Fatigue. Durch die Erkrankung nehme ich meinen Körper anders wahr, als hätte ich ein sehr sensibles Warnsystem in mir. Dieses entfacht in mir immer wieder ein „Gedankenkarussell“ aus Sorgen und Ängsten, wovon ich mich schwer lösen kann. Dennoch bin ich dankbar, dass ich weiterleben darf und versuche die neuen Begleiter anzunehmen.

Ich möchte Menschen ermutigen, die mitten in einer solchen oder ähnlichen Krankheit stecken. Wenn du das liest, möchte ich dir gern sagen: „Du bist nicht allein und musst diesen Weg nicht allein gehen“.
