Ein Gastbeitrag aus unseren TREFFPUNKTEN
Im Folgenden wird es um die Vorteile (v.a. finanzieller Art) gehen, die euch mit eurem Schwerbehindertenausweis auf Reisen oder bei Erlebnissen zuteilwerden können. Um Auskünfte zu barrierefreiem Reisen zu erhalten, verweise ich euch auf die einschlägigen Internetseiten bzw. –quellen zu diesem Thema.
Zudem bieten die Wissensseiten der Stiftung einen guten Überblick über Nachteilsausgleiche, Beantragung und Merkzeichen (Anm. der Redaktion).
Quelle: Superhands, Johanniter
Der Schwerbehindertenausweis stellt eine Möglichkeit für Personen mit Behinderungen dar, Nachteile in bestimmten Bereichen auszugleichen (1,2) oder um zu verhindern, dass sie aufgrund ihrer Behinderung benachteiligt werden (z.B. im Berufsleben).
Auch finanzielle Vorteile können mit einem Schwerbehindertenausweis geltend gemacht werden (z.B. Steuerfreibetrag bei der Einkommenssteuer oder steuerliche Fahrtkostenpauschalen).
Meine Geschichte
Ich persönlich leide an mehreren (chronischen) Erkrankungen, aufgrund derer ich jedes Jahr Ausgaben habe, die ein:e Gesunde:r nicht hat. In den letzten Jahren lagen diese Ausgaben jährlich bei 1.000 – 2.000 €, in „schlechten“ Jahren waren es auch schon über 4.000 € pro Jahr. Ich besitze einen Schwerbehindertenausweis mit einem GdB von 80, habe ihn immer im Portemonnaie und zeige ihn mittlerweile überall vor, wo ich für Eintritte bezahlen muss.
Ich wohne im Taunus und komme mit meinem Ausweis so beispielsweise in den Genuss von freiem Eintritt in den Opel-Zoo oder einem vergünstigten Eintrittspreis ins Phantasialand in Brühl bei Köln (wobei bei der Vergünstigung mittlerweile leider geknausert wird: Vor etwa 10 Jahren habe ich noch 28 € für das Ticket bezahlt, heute liegt der Preis mit Schwerbehindertenausweis bei 47 €). Auch beim Besuch kultureller Veranstaltungen lässt sich bei Vorlage des Ausweises oft sparen.
Weitere Vorteile, die ihr mit eurem Schwerbehindertenausweis erhalten könnt, sind zum Beispiel:
- ein vergünstigter jährlicher Mitgliedsbeitrag beim ADAC.
- Dasselbe gilt für die BahnCard (BC): Für die BC25 zahlt ihr mit Schwerbehindertenausweis 37,90€ statt 56,90 €, für die BC50 117€ statt 234 €.
Wo sich die Vorlage des Schwerbehindertenausweises auch immer lohnt, ist auf Reisen.
So habe ich
- in den Niederlanden kostenlose Eintritte in Museen genossen,
- in Portugal ein um 75% vergünstigtes Ticket für eine Bahnreise von der Algarve im Süden Portugals nach Porto im Norden des Landes erstehen und
- in Paris und New York City jeweils 50% der Tickets für die Metro sparen können (in Paris auch im Nahverkehr).
Außerdem sind Personen, die einen Schwerbehindertenausweis besitzen, häufig von der Obligation, eine Kur-/Tourismustaxe entrichten zu müssen, ausgenommen oder zahlen eine vergünstigte Taxe (3).
Vorteile für Schwerbehinderte auf Flugreisen – oder: „Ich war noch niemals in New York“
Der „Big Apple“ macht es Schwerbehinderten wahrlich nicht leicht, an reduzierte Metrotickets (s.o.) zu kommen: Ich war an fünf verschiedenen Metrostationen, bis ich letztlich an der Ecke 42nd Street/5th Avenue (Metrostation „Times Square/42nd Street“) im Tickethäuschen R151 einen vergünstigten Metro-Pass kaufen konnte, womit man für Fahrten mit der Metro nur die Hälfte vom regulären Preis zahlt.
Im Vorfeld meines Fluges in die Staaten habe ich eine weitere positive Erfahrung machen dürfen: Nach Buchung meiner Flüge zeigte mir die Airline an, dass sich Schwerbehinderte bzw. Personen mit speziellen Bedürfnissen mit der Airline in Verbindung setzen könnten (4).
Da ich neben meiner Krebsdiagnose, die ich mit 24 Jahren erhielt, zusätzlich seit 30 Jahren an einer kindlichen Rheumaerkrankung leide, habe ich angefragt, ob es möglich sei, einen Sitzplatz mit mehr Beinfreiheit zu bekommen.
Und siehe da: Obwohl ich die günstigste Flugoption (d.h., ohne Sitzplatzreservierung) gebucht hatte, bekam ich meine Wunschplätze am Fenster reserviert – sogar mit kostenlosem Upgrade in die nächst höhere Klasse „Main Cabin“!
Darüber hinaus habe ich mit der Abteilung Schwerbehindertenassistenz den Transport meiner Medikamente besprochen. Denn einerseits muss ich mein Rheumamedikament auf Reisen als Kühlware mitnehmen (d.h. in einer kleinen Kühltasche) andererseits zusätzlich eine ganze Menge an Tabletten.
Der reisemedizinische Informationsdienst des ADAC bietet online ein Formular für die Medikamentenmitnahme auf Reisen an, das mir meine Ärzt:innen im Vorfeld ausgefüllt hatten. (Wichtig: Das Dokument mit Stempel von der Arztpraxis/Klinik versehen lassen!)
Auf Anfrage teilte mir meine Fluggesellschaft mit, dass (meine) Medikamente vom Handgepäck ausgenommen wären – d.h., ich durfte reguläres Handgepäck (oft bestehend aus einer Kabinentasche + einer flachen Tasche, die unter den Vordersitz passen muss) mitnehmen sowie zusätzlich noch eine Medikamententasche. Diese Regelung fand ich wirklich kulant, denn wenn es sie nicht gegeben hätte, hätten meine Medikamente alleine schon die erlaubte Kabinentasche ausgefüllt!
Es lohnt sich also immer, den Schwerbehindertenausweis dabei zu haben, vorzuzeigen und/oder nach speziellen Regelungen für Schwerbehinderte zu fragen! Bon Voyage!
Die Verfasserin des Artikels möchte namentlich nicht genannt werden, Rückfragen beantwortet sie jedoch gern über die E-Mail-Adresse der Stiftung unter info@junge-erwachsene-mit-krebs.de.
Quellen:
(1) https://www.schwerbehindertenausweis.de, letzter Aufruf: 03.05.2022
(2) https://schwerbehinderung-vorteile.de, letzter Aufruf: 03.05.2022
(3) https://www.leukaemie-phoenix.de, letzter Aufruf: 29.04.2022
(4) https://www.britishairways.com/en-gb/information/disability-assistance/assistance-available, letzter Aufruf: 03.05.2022