Zum Inhalt springen

Doppelter Schock – und wie ich heute wieder Hoffnung spüre 

9. Juli 2025
-
Gastbeitrag

Fabienne’s Geschichte

Ich bin Fabienne, heute 32 Jahre alt. Mit 31 – im September 2024 – habe ich eine Woche nach einer Fehlgeburt die Diagnose Brustkrebs erhalten. Und das auch noch zwei Wochen vor meinem 32. Geburtstag. Das war für mich – und mein gesamtes Umfeld – ein absoluter Schock. Nicht nur, dass ich gerade erst die Fehlgeburt durchmachen musste, jetzt auch noch das! Es hat mir komplett den Boden unter den Füßen weggerissen. Ich bin in ein tiefes, tiefes Loch gefallen. 

Bis heute quält mich die Frage: Warum ich? Was habe ich getan, dass das ausgelöst haben könnte? Werde ich das überleben? Und wie schaffe ich es, ein Rezidiv zu vermeiden?
Ich wünschte, ich hätte diese Erfahrungen nie machen müssen. Sie haben mich geprägt – tief und nachhaltig. Noch heute bekomme ich bei jeder Untersuchung Angst.
Und trotzdem hat mich diese Zeit auch auf eine Weise verändert, für die ich mittlerweile dankbar bin. Diese Todesangst zu spüren, hat mir gezeigt, wie intensiv man das Leben empfinden kann. Ich bin so dankbar, dass ich leben darf – und es jetzt auch wirklich voll auskoste. 

 Bewegung als Kraftquelle – Sport, Schritte, Routinen 

Insgesamt bin ich gut durch die Chemotherapie gekommen. Ich hatte keine gravierenden oder langwierigen Nebenwirkungen. Ich bin überzeugt davon, dass der Sport mich körperlich gut durch diese anstrengende Phase gebracht hat. Deshalb kann ich jedem, der sich in einer ähnlichen Situation befindet, nur empfehlen: Wenn es der Körper erlaubt – bewegt euch! 

Fabienne bei der Therapie

Ich habe jeden zweiten Tag mit Eigengewichtsübungen trainiert und versucht, möglichst viel Bewegung in meinen Alltag zu integrieren. Jeden Tag bin ich etwa 10.000 Schritte gelaufen. Anfangs nur, um abends müde zu werden und überhaupt schlafen zu können – heute ist es eine lieb gewonnene Routine.
Dabei hilft mir die Pink!Brustkrebs-App. Sie motiviert mich, dran zu bleiben – durch kleine Ziele, die ich Schritt für Schritt erreiche. Auch Meditation hat mir geholfen, meine oft chaotischen und unruhigen Gedanken zu beruhigen. 

 Hilfe annehmen – Was mir mental geholfen hat 

Eine weitere wichtige Stütze in dieser schwierigen Zeit war für mich die Psycho-Onkologie. Dank meines einfühlsamen Psycho-Onkologen habe ich gelernt, mit der Erkrankung und ihren oft weitreichenden Folgen umzugehen. 

Schon bei der Diagnose hatte ich sofort Gedanken im Kopf, was ich alles in meinem Leben noch machen will – oder was ich vielleicht anders gemacht hätte. Genau das nehme ich mir jetzt Stück für Stück vor. Die Diagnose hat mich wachgerüttelt – im wahrsten Sinne des Wortes. 

 Und jetzt? Gedanken über die Zukunft 

Trotzdem habe ich das Gefühl, dass mir der Krebs ein paar Lebensjahre geraubt hat. Ich stand mitten im Leben und war bereit für eine Veränderung. Mein Kinderwunsch liegt nun erstmal auf Eis – mindestens für die nächsten zwei Jahre. Wer weiß, ob ich danach überhaupt noch schwanger werden kann?
Ich weiß auch nicht, ob ich mich trauen werde, das Antihormonmedikament zeitweise zu pausieren. Diese Gedanken begleiten mich täglich. Sobald ich an diesem Punkt bin, werde ich weitersehen. Sicher ist für mich nur: Ich möchte das Letrozol mindestens drei Jahre lang nehmen – so hat es meine Ärztin empfohlen. 

Eine wichtige Lektion, die ich in der akuten Phase der Erkrankung gelernt habe: Ich mache mir nicht jetzt schon Sorgen um Dinge, die in der Zukunft liegen – über Fragen, die aktuell niemand beantworten kann.
Deshalb will ich die nächsten Jahre so gut wie möglich leben und auskosten! Auch wenn die künstliche Menopause Nebenwirkungen mit sich bringt – ich bin dankbar, am Leben zu sein. Und ich habe gelernt, auch mit diesen Nebenwirkungen zu leben.
Wer weiß schon, was in den nächsten zwei Jahren passiert? 

Ein Zitat aus dem Buch „Der Alchemist“ begleitet mich seitdem sinngemäß:
Die dunkelste Stunde ist die vor Sonnenaufgang.
Und ja – irgendwann kann auch nach einer Krebsdiagnose die Sonne wieder scheinen.
Bei mir scheint sie auf jeden Fall wieder. Der Sommer kommt – da bin ich mir sicher.