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Gleich zwei Mal kämpfen? Das geht!

29. August 2025
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Gastbeitrag

Anabell´s Geschichte

Ich bin Anabell, 26 Jahre alt – und ich habe nun zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres Krebs.

Im Juli 2024 habe ich den Knoten zufällig beim Fernsehen entdeckt. Ich lag einfach auf dem Sofa, in den Arm meines Partners gekuschelt und seine Hand zufällig an der Seite meiner rechten Brust – und da war er – ein Knoten. Hart und deutlich tastbar.

Nur zwei Monate vorher war ich noch bei der Gynäkologin, alles unauffällig. Ich bin erstmal ruhig geblieben, vielleicht auch, weil es in meiner Familie schon öfter gutartige Knoten gab. Aber ein paar Tage später stand die Diagnose fest: triple-negativer Brustkrebs.

Es folgte eine harte Zeit. Chemotherapie und viele Nebenwirkungen: Fieber, Krankenhaus, Schleimhautprobleme, Schmerzen, Erschöpfung. Ich habe viel Zeit im Krankenhaus verbracht und mich an manchen Tagen gefragt, wie ich das alles schaffen soll. Aber es ging – mit meinem Partner an meiner Seite, meiner Familie und Freund:innen, die mich getragen haben. Zu der Zeit habe ich gelernt: Irgendwie geht es immer weiter.

 

Im Januar 2025 kam die große OP: beidseitige Mastektomie mit Wiederaufbau. Und dann die Nachricht, auf die ich so gehofft hatte: pCR – also kein Resttumor. In dem Moment dachte ich: „Ich hab’s geschafft.“ Ich fing an, wieder Pläne zu machen und ein bisschen „normal“ zu leben.

Und dann, fünf Monate später, der nächste Schlag. Juni 2025: Frührezidiv. Unter laufender Immuntherapie. 16 Lymphknoten in der rechten Achsel befallen – wieder triple-negativ. Ich wusste sofort, was das bedeutet. Ich wusste, wie die Chemo abläuft, wie sich Narben anfühlen, wie müde man sein kann. Aber ich wusste auch: Ich kann kämpfen. Auch ein zweites Mal.

 

Seitdem ist mein Alltag wieder voll mit Arztterminen, Entscheidungen und Warten auf Ergebnisse. Ich versuche, nicht nur stark zu sein, sondern mir auch zu erlauben, schwach zu sein. Es gibt Tage, da läuft’s gut, und Tage, da will ich einfach alles hinschmeißen. Dennoch überwiegen die guten Tage. Die Tage für die es sich lohnt zu leben und dem Krebs in den Ar**** zu treten. Der Krebs hat sich mit der falschen Frau angelegt.

Ich erzähle meine Geschichte, weil ich anderen Mut machen möchte. Weil ich zeigen möchte, dass es auch mit Krebs schöne Momente gibt – und dass man lachen darf, selbst wenn alles gerade schwer ist.

Auf meinem Instagram-Account @einhalbesganzesjahr gebe ich der Krankheit ein Gesicht. Für alle, die sich gerade alleine fühlen. Für alle, die kämpfen. Und für alle, die einfach ehrliche Einblicke wollen.

Ich bin mehr als meine Diagnose. Ich bin Hoffnung. Wut. Stärke. Tränen. Liebe. Und ganz viel Leben.