Ein Gastbeitrag von Ria
Wenn man in den letzten anderthalb Jahren schwer erkrankt war oder es noch immer ist, bedeutet dies für einen selbst und die eigene Familie eine besondere Herausforderung. Und dies zu einer Zeit, in der das Umfeld mit eigenen Problemen beschäftigt ist.
Krebs während einer Pandemiesituation bedeutet eine Isolation von allem, was dein bisheriges Leben ausgemacht hat – egal ob Ausbildung, Beruf, Freundeskreis, scheinbar alles weicht in einen unbestimmten Dunstkreis der Vorsicht zurück.
Doppelt ist man auf sich selbst geworfen und sollte sein Leben neu ordnen – aber wo findet dieses Leben jetzt eigentlich nochmal statt? Und was will man in dieser Zeit damit anfangen?
Diese Fragen wurden für mich drängend, als mir Ende Januar 2021 ein Morbus Waldenström (seltenes Non-Hodgkin-Lymphom) diagnostiziert wurde. Ein halbes Jahr zuvor hatte ich mich vom Vater meiner beiden Kinder getrennt. Alleinerziehend, berufstätig, Verwandte zur Unterstützung nicht in erreichbarer Nähe, meine Eltern selbst nicht mehr jung und durch eine mögliche Infektion gefährdet. Nun sollte ich eine Chemotherapie beginnen, und eines war von Beginn an klar: Ich musste die ganze Zeit über funktionieren. Wohin sonst mit meinen Kindern? Ich durfte mich nicht anstecken, ich durfte nicht ausfallen – auch nicht, als ich mit meinen Kindern in Quarantäne war, da sie im Kindergarten Kontakt zu Infizierten hatten.
Es war eine eigenartige Zeit, in der ich immer wieder gesagt bekam: Sei froh, dass du deine Kinder hast. Du musst jeden Morgen aufstehen, kannst dich nicht in deinem Elend suhlen. Das stimmte zwar, und ich vertrug die schnell anschlagende Therapie auch gut genug, um über diese Zeit zu kommen. Trotzdem konnte ich den Trott zwischen Kindern, Küche und Krankheit nicht gut aushalten. Ich wollte ein Ziel, das über das bloße Durchhalten hinausging, denn auch wenn ich schwer krank war – meine Lebenszeit lief doch weiter, nicht wahr? In der Isolation kamen mir viele Fragen: Wäre es leichter ohne diesen Druck der Verantwortung? Besser, wenn ich noch jünger wäre? Schöner, wenn ich nicht allein wäre? Man weiß es nicht. Aber die Fragen nahmen Gestalt – oder besser: Gestalten – an und fanden Eingang in eine Geschichte, und diese wurde mein neues Ziel: Die Geschichte vom Brot. Sie handelt von Menschen in der Isolation, die allein sind und auch nicht, und die sich selbst neu kennenlernen, mit Augenzwinkern, mit Sorge, mit neuen Zielen.
Vielleicht bringt mein Buch auch ein wenig Licht in die Situation und den Alltag anderer Betroffener.
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