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Zwischen Schwangerschaft und Diagnose Brustkrebs

21. Oktober 2025
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Gastbeitrag

Christin´s Geschichte

Ich bin Christin, 32 Jahre alt und dachte, 2024 wird eines meiner schönsten Jahre. Dachte ich. Aber es war schön und die Hölle auf Erden zugleich.

Im Mai 2024 machte ich mit 31 Jahren einen positiven Schwangerschaftstest. Ich konnte es kaum glauben, dass es wirklich endlich so weit sein sollte – ich hatte lange darauf gewartet. Bis zur Bestätigung beim Frauenarzt dauerte es aber noch ein paar Wochen. Der Tag kam und ich war überglücklich. Mein Mann und ich fuhren noch in den Urlaub. Dort bemerkte ich einen großen Knubbel an meiner rechten Brust bzw. zwischen Brust und Achselhöhle. Ich dachte mir aber erst mal nichts groß dabei, weil ich zu dem Zeitpunkt etwas erkältet war und deswegen vielleicht ein Lymphknoten geschwollen war. Von meiner Hausärztin wurde ich zur Frauenärztin geschickt. Ein Ultraschall wurde gemacht und vorsichtshalber eine Stanze, um zu schauen, was da los ist. Der Arzt sagte, es könnte von der Schwangerschaft eine Ansammlung von Flüssigkeiten sein, sähe aber eher nicht danach aus. Eine Woche später, mittlerweile in der 17. Schwangerschaftswoche angekommen, bekam ich den Anruf, ich solle bitte vorbeikommen, um die Ergebnisse zu besprechen. Ich kam dann kurze Zeit später an und plötzlich hieß es: „Es handelt sich um einen bösartigen und schnell wachsenden Knoten, der ca. 30-40mm groß ist“.

 

 

Meine Welt brach zusammen. So viele Fragen im Kopf. Was wird mit dem Baby? Was kommt alles auf mich zu? Was mir persönlich erst nach ein paar Wochen bewusst wurde: dass es sich wirklich um Brustkrebs (Triple negativ) handelt. Das konnte ich im ersten Moment gar nicht realisieren. Die Tumorentfernung erfolgte auf meinen Wunsch hin zuerst. Dann hieß es, nach der Entbindung folgt Chemo. Ok, kann ich mit leben. Doch nachdem die Histologie des Tumors da war, hieß es plötzlich, dass mein Leben zu retten jetzt an erster Stelle stehe und wir zeitnah mit der Chemo beginnen müssen. Im ersten Moment dachte ich mir nur: Warum muss mein Leben jetzt im Mittelpunkt stehen und nicht das von meinem Baby? Doch mir wurde dann schnell klar: Ohne mein Leben kein weiters Leben. Es folgten drei Operationen zur Portanlage. Bis zur Entbindung bekam ich acht von 16 Chemos.

 

 

Doch dann – 2024 – kam die nächste Nachricht: ein Rezidiv. Wieder machte ich mir große Sorgen. Zum Glück stellte sich heraus, dass diesmal nur eine Operation nötig war: Mai 2025.

Dann kam im Dezember unsere kleine Maus auf die Welt. Das war alles andere als entspannt: Nach über einer Woche ergebnislosen Versuchen der Geburtseinleitung wurde es ein Kaiserschnitt. Da ich durch die Chemo so empfindlich geworden war, empfand ich selbst unter PDA Schmerzen. Aber egal. Hauptsache die Kleine kam gesund und munter zur Welt. Sie ist jetzt mittlerweile schon 9 ½ Monate alt, gesund und entwickelt sich zeitgerecht. Ein paar Wochen nach der Entbindung ging es dann mit den restlichen 8 Chemos weiter. Als diese dann endlich beendet waren, war ich glücklich, dass ein Schritt abgeschlossen war.
Nun sollte nur noch die Bestrahlung anstehen. Dafür ließ ich noch ein CT machen, um mögliche Fernmetastasen in Lunge oder Leber ausschließen zu können. Drei Tage später sollten die Ergebnisse besprochen werden. Als mir der Arzt sagte, ich solle mich noch mal frei machen für einen Ultraschall, war mir alles klar. Es wurde ein rezidiver Lymphknoten nach der alten Tumorstelle gefunden. 17 mm groß. Im ersten Moment war meine Welt wieder am Boden zerstört. Gerade mal 8 Monate nach der ersten Diagnose …

Im Frühling dieses Jahres wurde ich erneut operiert. Nach einer kurzen Erholungsphase konnte dann endlich die geplante Bestrahlung stattfinden. Und ich dachte, ich könnte jetzt endlich mal zur Ruhe kommen mit meiner kleinen Familie und langsam wieder einen „normalen“ Alltag aufbauen. Vielleicht noch fünf Jahre eine Tablettenchemo und gut ist. Aber dem war leider nicht so.
Aufgrund der Aggressivität des Krebses und des Rezidivs, begann ich eine Kombi aus Chemo und Immuntherapie. In dieser befinde ich mich gerade. Ist auch alles aktuell nicht so, wie geplant, aber es geht irgendwie weiter.

Was für mich von Anfang an feststand: offen mit der ganzen Sache umgehen und niemals aufgeben! Man ist nie allein mit so einer Situation. Und ich spreche nicht über meine Situation, um Mitleid zu bekommen, sondern um anderen betroffenen damit zu helfen und den Mut nicht zu verlieren in so einer Situation.