Ein Gastbeitrag von Franziska
Mein Name ist Franziska, ich bin 33 Jahre alt, Mama von einem 3-jährigen Sohn.
Gerne möchte einen Teil meiner Geschichte teilen, da ich selber schon öfter hier von Anderen und ihren persönlichen Erlebnissen gelesen habe. Die sogenannten „Gastbeiträge“ spenden mir Mut und Kraft.
Im April 2020 kam mein erster Sohn zur Welt, vier Monate später wurde bei mir Brustkrebs – Östrogenrezeptor Positiv Stadium G 3 – diagnostiziert.
Dieser Tag wird mir immer in Erinnerung bleiben. Es war ein schwerer Tag – unsagbar schwer.
Meiner Familie und mir wurde mit dieser Nachricht der Boden unter den Füßen weggezogen. Mein Mann und ich waren mitten im Findungsprozess „Eltern zu sein“, diese neue Rolle anzunehmen und zu genießen. Wir hatten im Jahr 2019 standesamtlich geheiratet und uns begleitete das Gefühl „Uns gehört die Welt!“ Wir waren voller Lebensfreude und Lebenslust.
Mittlerweile hat sich das Ende der Behandlung zum zweiten Mal gejährt. Ein paar Tage vor dem ersten Geburtstag unseres kleinen Mannes (2021), habe ich die Chemotherapie, Operation und Bestrahlung hinter mich gebracht. Mit dem ersten Geburtstag begann für mich eine neue Zeitrechnung. Auch wenn mit Ende der Behandlung nicht alle Sorgen von mir abfielen.
Menschen an meiner Seite
Diese lange Zeit der Behandlung habe ich dank der Unterstützung meines Mannes, meiner Familie und meinen Freunden durchgestanden. Mit ihrer und auch der Hilfe meiner Seelsorgerin und einer tollen Oberärztin habe ich den Mut zum Leben zurückgewonnen. Ein Rat half mir sehr. Ich solle die Behandlung in Etappen betrachten und mich immer wieder für Zwischenziele belohnen. Am Ende stand ein Urlaub in Schweden – darauf haben wir „hingearbeitet“.
Aufgeben war nie ein Thema. Aber die Angst, dass mir diese Entscheidung abgenommen wird war immer wieder da. Ein Tagebuch, Gespräche und stilles Weinen haben mich durch diese Zeit getragen.
Viele Momente waren unbeschreiblich schwer zu ertragen. Das plötzliche Abstillen, die weitere Diagnostik, die erste Chemotherapie, die Operation, die Bestrahlung und der Verlust der Haare. Mir hat es geholfen die Haare selbstbestimmt abzurasieren.
All die Hilfsangebote, die von Freunden/Bekannten kamen, die ich eigentlich gar nicht so gerne annehmen wollte. Erledigte ich doch so gerne vieles in Eigenregie. Helfen ist leichter als sich helfen zu lassen – so jedenfalls meine Erfahrung.
Die Unbeholfenheit der engsten Menschen, deren Sorge und Ängste zu spüren – es war nicht einfach dies zu erfahren und damit umzugehen.
Während der Behandlungszeit war besonders ein Kontakt für mich sehr hilfreich. Eine mittlerweile liebe Freundin, damals Schicksalsgenossin, hat mir durch viele Gespräche – ein offenes Ohr und Zuversicht spendende Treffen Mut geschenkt. Und sie gibt mir bis heute das Gefühl nicht allein mit dieser Geschichte zu sein.
Als ich im Winter 2020 das Behandlungsende (April 2021) in Aussicht hatte, fassten wir den Entschluss unseren Traum vom Eigenheim zu verwirklichen! Bisher hatten wir uns immer mal nach Immobilien gesucht und diese besichtig. Aber wir wollten uns Zeit lassen. Mit der Diagnose änderte sich diese Lebenshaltung.
Worauf wollen wir warten?
„An Morgen glauben“
Im Juli 2022 haben wir unsere kirchliche Hochzeit gefeiert. In unseren Vorgesprächen hat unser Pater Paul es gekonnt positiv zusammengefasst:
„Ihr habt intensiv gelebt im letzten Jahr und gezeigt, dass ihr für einander da seid!“
Wir leben nun seit Oktober 2022 glücklich in unseren eigenen vier Wänden und einem herrlichen Garten – noch einer Wüste aus Erde und Unkraut – aber mit prachtvollen Hochbeeten.
Ich habe mal gelesen „Einen Garten zu pflanzen bedeutet, an Morgen zu glauben.“ (A. Hepburn)
Ich glaube an „morgen“. Ich koste mein Leben aus – versuche es so gut es geht zu genießen! Im Team mit meiner Hündin gehe meinem Beruf als Ergotherapeutin in einem Seniorenstift zweimal wöchentlich nach. Diese Arbeit erfüllt mich.
Dass einem im Alltag Höhen und Tiefen begegnen ist selbstverständlich. Wir wissen nicht was noch auf uns wartet, aber jetzt leben wir – das zählt.