Kredite
Welche Arten von Krediten spielen eine Rolle?
Kredite werden von den Banken in unterschiedlichen Formen angeboten:
- Ratenkredit (auch Verbraucherkredit oder Privatkredit): Ein solcher Kredit wird meist für Anschaffungen genutzt. Der Zins ist in der Regel fest und der Kredit wird in festen Raten zurückgezahlt.
- Autokredit: Der Kredit ist an den Kauf eines Autos gebunden und wird in der Regel von den Autohändlern angeboten. Die Bedingungen entsprechen dem Ratenkredit.
- Ausbildungskredit / Studienkredit / Bildungskredit: Ein Ratenkredit, der an Aus- oder Weiterbildung beziehungsweise Studium gebunden ist. Ein Studienkredit kann bei Banken bis ca. 50.000 € Höhe beantragt werden. Bildungskredite werden im Rahmen des Bildungskreditprogramms der Bundesregierung von der KfW bis zu einer maximalen Höhe von 7.200 € vergeben.
- Dispositionskredit, Dispokredit, Dispo (eingeräumte Kontoüberziehung): Durch den Dispokredit kann das Konto bis zu einer eingeräumten Höhe überzogen werden.
- Immobilienkredit: Ein Immobilienkredit oder Baufinanzierungskredit dient dem Bau, dem Kauf oder der Renovierung einer Immobilie. Da hohe Geldbeträge vergeben werden, verlangen die Kreditgeber in der Regel eine Sicherheit, die in einem Eintrag ins Grundbuch besteht. Werden die Abzahlungen nicht geleistet, kann sich die Bank über eine Zwangsversteigerung ihr Geld zurückholen.
- Unternehmenskredit: Bei einem Unternehmenskredit handelt es sich um Darlehen, die an Firmen, Selbstständige oder Freiberufler ausgezahlt werden. Damit können Sachanlagevermögen gebildet oder Investitionen getätigt werden. Üblich sind neben dem Erwerb von Grundstücken, Maschinen und Fahrzeugen, auch immaterielle Güter wie Kosten für Fortbildungen oder Patentanmeldungen. Die Anführung von Unternehmenskrediten mag an dieser Stelle ein wenig überraschen. Sie ist jedoch relevant.
Ein Beispiel, das uns berichtet wurde: Einige junge Menschen entschließen sich aufgrund der Erfahrung ihrer Krebserkrankung dazu, Medizin zu studieren. Wollen sie später eine Praxis gründen oder übernehmen, werden sie in der Regel einen Kredit zur Finanzierung benötigen.
Auch die Gründung oder Übernahme eines Handwerksbetriebs oder Ingenieurbüros erfordert in der Regel Kredite für die Finanzierung.
Vor der Vergabe der meisten Kredite (1., 2., 4., 5., 6.) wird von den Banken geprüft, ob der Antragsteller finanziell leistungsfähig ist (Bonitätsprüfung). Eine Gesundheitsprüfung gibt es nach unserem Wissen für die Kreditvergabe nicht.
Benachteiligung durch die geforderte Absicherung der Kredite mit einer Versicherung
Banken können aber eine Absicherung des Kredits über eine Risikolebensversicherung, Berufsunfähigkeitsversicherung oder Restkreditversicherung des Antragstellers verlangen. Dies wird in der Regel bei hohen Kreditsummen und langen Laufzeiten bei Verbraucherkrediten, beim Studienkredit und vor allem bei Immobilienkrediten der Fall sein.
Für den Abschluss dieser Versicherungen sind in der Regel Gesundheitsfragen zu beantworten. Betroffene mit und nach Krebserkrankung oder auch leibliche Verwandte mit speziellen genetischen Eigenschaften bekommen an diesem Punkt häufig Probleme. Ist die verlangte Absicherung über eine der Versicherungen nicht möglich, wird von Banken kein Kredit gewährt. Besonders problematisch: Ist eine solche Versicherung erst einmal abgelehnt worden, muss dies bei einem erneuten Antrag bei einer anderen Versicherungsgesellschaft angegeben werden, wodurch die erneute Ablehnung vorprogrammiert ist. Wenn Anfragen bei verschiedenen Versicherungsgesellschaften gemacht werden, sollte das daher zeitgleich erfolgen. Damit wird zumindest dieses Problem umgangen.
„Mein Mann und ich wollen ein Haus bauen. Zur Absicherung des Kredits sollte ich eine Risikolebensversicherung abschließen. Aufgrund meiner mittlerweile fast 12 Jahre zurückliegenden Leukämieerkrankung sagte man mir, dass der Abschluss unmöglich sei.“
Miriam, 26 Jahre*, Akute Myeloische Leukämie, Bilanzbuchhalterin
„Ich bin gegen Ende meines Studiums erkrankt und nach Abschluss der Therapie ganz normal in den Beruf eingestiegen. Ich hatte dann aber keine Chance mehr, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Es ist total unfair, dass ich wegen einer sechsmonatigen Krankheit in jungen Jahren meine Arbeitskraft nicht mehr absichern kann.“
Claudia, 31 Jahre*, Schilddrüsenkrebs, Doktorandin
„Für mich ist es unmöglich, eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu bekommen. Ich bekomme nur Angebote mit Ausschlussklauseln. Es gibt keine Chance, sich für so einen Fall abzusichern. Man fühlt sich da sehr alleingelassen.“
Lena, 21 Jahre*, Eierstockkrebs, Studentin
„Probleme gibt es auf jeden Fall beim Thema Hausbau. Viele Versicherer meinten, mein Mann soll alles auf sich nehmen. Man sagte uns, dass wir nur einen gemeinsamen Kredit erhalten würden, wenn wir ihn mit einer Lebensversicherung absichern. Und das sei aussichtlos.“
Laura, 29 Jahre*, Hodgkin Lymphom, Sängerin
„Mein Freund und ich erfüllen uns momentan den Traum vom Eigenheim. Eine Absicherung durch eine Risikolebensversicherung kann ich dank meiner Erkrankung knicken.“
Lisa, 26 Jahre*, diffus großzelliges B-Zell-Lymphom, Bankangestellte
„Auf der einen Seite hängt Betroffenen die Krebserkrankung noch über die 5 Jahre hinaus an und man hat Nachteile bei dem Abschluss von Versicherungen oder auf der Arbeit, auf der anderen Seite laufen die Schwerbehindertenausweise spätestens 5 Jahre nach der Krebserkrankung ab, oder werden noch früher überprüft und heruntergestuft. Diese Uneinheitlichkeit darüber, wann man wieder als „gesund“ oder noch „krank“ bzw. „gefährdet“ gilt, ist total paradox.“
Miriam, 30 Jahre*, Brustkrebs, Selbstständige
„Ich hatte auch große Probleme mit meiner Verbeamtung und den Versicherungen. Ich hatte vor knapp 20 Jahren als 9-jähriges Kind Krebs. Und selbst nach so einer langen Zeit hat man einen Stempel… In die private Krankenversicherung bin ich nicht gekommen bzw. nur mit hohen Zuschlägen, da ich auch 15 Jahre nach Therpieende immer noch zur Nachsorge gegangen bin. Deshalb musste ich mich freiwillig gesetzlich krankenversichern. Ich komme aus Bayern. Als Lehrerin macht das finanziell einen großen Unterschied, ob man privat oder gesetzlich versichert ist. Es interessiert niemanden, ob man sich gesund ernährt, Sport treibt, normalgewichtig ist, keinen Alkohol trinkt, nicht raucht usw…Es werden einem wirklich große Steine in den Weg gelegt.“
Julia, 9 Jahre*, Leukämie, Lehrerin
*Angaben zum Zeitpunkt der Diagnose
Stand: 20.3.2023