Als Mutter hatte ich mich selbst total vergessen – Jessikas Geschichte

14. Januar 2022 – Gastbeitrag

Ein Gastbeitrag von Jessika

Mein Leidensweg begann im März 2020. Mit 35 Jahren bemerkte ich leichte Blutungen außerhalb der Monatsblutungen, die mich aufgrund des anfänglichen Coronastresses nicht beunruhigten. Lockdown, Quarantänen, Alltagsstress und mein Mutterdasein lenkten mich ab! Bis ich im Mai 2020 dann doch zum Frauenarzt gegangen bin. Nach der Geburt meiner Tochter 2014 war das das erste Mal nach 7 Jahren. Bis dahin hatte ich mich selbst total vergessen. Die Vorsorge ging im Fokus auf mein Kind unter. Diese wäre aber so wichtig gewesen.

Seit dem Termin beim Frauenarzt ging alles ganz schnell und fast wie im freien Fall. Gleich am nächsten Tag hatte ich einen Termin mit der Oberärztin im Krankenhaus, zur Biopsie und der Info das der Tumor schon 8 cm groß sei und wir jetzt keine Zeit verlieren dürfen.

3 Tage später lag ich dann schon auf dem OP-Tisch zur Lymphknotenentnahme. Die Eierstöcke wurden mir für die Bestrahlung „aufgefangen“ und die Eileiter durchgetrennt. Eine positive Nachricht gab es nach dieser OP: Es wurde keine Metastasen gefunden.

Dann folgte gleich der Therapieplan: 28 Bestrahlungen, 6 Chemotherapien mit Cisplatin und 6 Brachytherapien standen mir bevor. Für letztere war eine Hülseneinlagerung notwendig, die beim ersten Mal leider schief lief und mit einer zerstochenen Blase endete. Daraus folgte dann ein langer Krankenhausaufenthalt, 3 Wochen Katheter und Isolation.

Das war eine sehr furchtbare und prägende Zeit, danach musste ich erstmal lernen mich wieder an andere Menschen zu gewöhnen und vor allem durfte ich meine Tochter zu ihrem großen Tag der Einschulung begleiten.

Die restlichen Chemos und Brachytherapien brachte ich dann auch noch irgendwie hinter mich und dann war alles irgendwie vorbei. Keine Therapien mehr, keine Ärzte mehr täglich um mich herum und genau damit begann mein neues Leben mit vielen Ängsten.

Im Februar 2021 bekam ich trotz aller Sicherheitsmaßnahmen auch noch Corona, mit einem längeren Verlauf. Nachdem ich mich im Sommer wieder aufgerappelt hatte, begann ich mit Physio- und Ergotherapie und den Nachsorgen. Jeder Besuch beim Arzt ist seitdem von vielen Ängsten begleitet.

Jetzt versuche ich mich mit viel Kraft und Mühe meinem anderen Leben anzupassen.

Daher mein Aufruf: Geht zur Vorsorge, vernachlässigt euch nicht und hört auf euren Körper, denn der Weg nach einer Krebstherapie ins neue Leben ist sehr schwer.

Dank meiner tollen Familie bin ich auf dem richtigen Weg.