Benjamin Wollmershäuser ist am heutigen Freitag, 22. März 2019, mit erst 29 Jahren verstorben. Als er 20 Jahre alt war und gerade die ersten Semester Physik und Lasertechnik studierte, entdeckten die Ärzte bei ihm ein Geschwür am Darm. Mit der Diagnose Darmkrebs folgten Chemo- und Strahlentherapien.
„Neun Jahre sind mehr als alle erwartet hatten“, schrieb Benni, wie ihn die meisten nannten, in seinem Abschiedspost auf Facebook und schickt seinen fast 37.000 Followern wenige Stunden vor seinem Tod ein sanftes Lächeln. Diese neun Jahre füllte er mit Wissen, Aufklärung, unbeschreiblicher Hilfsbereitschaft, Warmherzigkeit für andere erkrankte und gesunde Menschen und nicht zuletzt mit Liebe zu seiner Frau, die er 2016 heiratete.
Er wurde – nachdem er sein Studium nicht mehr fortführen konnte – zum „Vollzeit-Krebsi“, wie er sich selbst mit einem Augenzwinkern nannte. Unermüdlich war er unterwegs, hielt Vorträge, klärte auf, verband Menschen, verursachte damit wertvolle Kooperationen und begeisterte und berührte mit seiner lebensbejahenden Persönlichkeit alle, die ihm begegneten. „Ich will die Kommunikation mit Projekten und Initiativen auf dem Gebiet verbessern, dass jeder weiß, an wen er sich im Zweifelsfall wenden kann und wo er Unterstützung bekommt“, erklärte er unter anderem seine Motivation auf seinem Blog „Cancelling Cancer – kein Weg zu weit“.
Die Erkrankung, Operationen und Therapien bremsten ihn immer wieder aus, doch er ließ sich in seinem Engagement nicht beirren. 2013 musste er einen weiteren schweren Schicksalsschlag verkraften: Seine Mutter, die zwei Jahre zuvor auch die Darmkrebs-Diagnose erhielt – sie gingen sogar gemeinsam in die Tagesklinik zur Chemotherapie, stirbt mit Anfang 50.
Über sein Engagement auf Patiententagen, Symposien, Kongressen, in Selbsthilfegruppen und anderen Initiativen hinaus war Benni in den sozialen Medien für Information, Vernetzung und auch Beistand für andere Betroffene überaus aktiv. Seinen Blog und seine Facebook-Seite kennt – „gefühlt“ – jeder junge Krebspatient in Deutschland, und dieser ist – auch über seinen Tod hinaus – eine einzigartige Hilfe. Benjamin engagierte sich darüber hinaus in den TREFFPUNKTEN der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs. Er sprach auf dem 7. Symposium zu Krebserkrankungen im Jugend- und jungen Erwachsenenalter 2017 in Rostock über seine Erfahrungen in der Kommunikation zwischen jungen Krebspatienten und nahm unter anderem am Patiententag der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e. V. in Stuttgart teil.
Benni (Vordere Reihe, vierter v. l.) auf dem 7. Symposium zu Krebserkrankungen im Jugend- und jungen Erwachsenenalter 2017 in Rostock, umringt von Wissenschaftlern und jungen Betroffenen.
Er wollte die Welt ein wenig besser machen. Das hat dieser junge Mann, der nicht einmal 30 Jahre alt wurde, geschafft. „Du bist Vorbild, Mutmacher, Pionier, Kämpfer, Amor, Ratgeber, Preisträger, Held, liebevoller Ehemann, aber vor allem Freund“, beschreibt ihn eine Wegbegleiterin, die zur von Benjamin initiierten Selbsthilfegruppe für junge Krebspatienten gehört.
Im Mai 2017 wurde Benjamin für sein herausragendes Engagement mit dem Ehrenfelix der FELIX BURDA STIFTUNG während einer Gala im Berliner Hotel Adlon Kempinski geehrt.
Benni bei der Preisverleihung des Felix Burda Awards 2018 im Hotel Adlon Kempinski.
Der Dichter Bertold Brecht sagte: „Ein Mensch ist erst wirklich tot, wenn man nicht mehr an ihn denkt.“ Nicht nur wir – viele andere mit uns – werden Benjamin Wollmershäuser nie vergessen.
Prof. Dr. med. Mathias Freund
Kuratoriumsvorsitzender der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs
Prof. Dr. med. Diana Lüftner
Vorstand der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs
Iwe Siems, Janine, Felix, Kristina und Frauke
Mitarbeiter der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs