Ich wünsche mir, dass junge Erwachsene gehört und gesehen werden – Hannas Geschichte

1. Dezember 2021 – Gastbeitrag

Ein Gastbeitrag von Hanna

Ich bin Hanna, inzwischen 30 Jahre alt und habe mit 26 Jahren die Diagnose Hautkrebs bekommen. Dabei handelte es sich um ein malignes Melanom an meinem Rücken. Die am meisten gestellte Frage im Kontext dieser Thematik und in Gesprächen mit meinen Mitmenschen ist wohl die, wie der Krebs entdeckt wurde. Wahrscheinlich liegt dahinter das nachvollziehbare Bedürfnis, die eigene Gesundheit unter Kontrolle haben zu wollen und sich selbst vor einem Schicksal wie diesem zu schützen.

Die Antwort ist für viele Fragende meist überraschend und deshalb ist es umso wichtiger, sie zu teilen. Die passendere Frage wäre eigentlich: „Wie habe ich meinen Krebs entdeckt?“ Denn es war ein Bauchgefühl, dass mir eines Tages vor dem Spiegel den Impuls gab, auf meinen Körper zu hören. Getragen von einem inneren Vertrauen bestand ich auf einen operativen Eingriff und eine anschließende Laboruntersuchung. Dieses Beharren war rückblickend eines der größten Geschenke an mich selbst und im Dialog mit der Ärztin gar nicht so leicht umzusetzen. Denn im Rahmen des Vorsorgetermins wollte sie die von mir genannte Stelle nicht operieren und sah keinerlei Bedarf – wahrscheinlich auch, weil ich aufgrund meines Alters nicht zu der klassischen Zielgruppe gehörte. Die Nachricht, dass es ein Tumor sei, erhielt ich erst, als ich zum Fädenziehen in die Arztpraxis ging und die Ärztin ihre Tränen nicht zurückhalten konnte, als sie mir von der Diagnose berichtete.

Mittlerweile ist das ganze vier Jahre her und ich bin gesund. Die zahlreichen Nachsorgeuntersuchungen haben inzwischen viele kleine Narben auf meinem Körper hinterlassen. Ich kann sie mittlerweile jedoch als Zeichen von Selbstfürsorge und Gesundheit betrachten, denn bisher verlief alles positiv und ich blicke zuversichtlich in die Zukunft.

Heute weiß ich, dass ich mir selbst das Leben gerettet habe, indem ich auf mich gehört und für mich eingestanden habe. Und deshalb ist es mir ein großes Anliegen, mit dem Teilen meiner Geschichte für die innere Stimme und die eigene Intention zu werben, die jeder von uns in sich trägt. Ich weiß um die Herausforderungen, die einem auf diesem Weg begegnen können. Denn gerade gegenüber (vermeintlichen) Autoritätspersonen, (medizinischem) Fachpersonal oder älteren Menschen kann es manchmal ziemlich schwer sein, für sich einzustehen und auf sein Bauchgefühl zu hören.

Deshalb sollen diese Zeilen gleichzeitig ein Appell an alle verantwortlichen Personen des Gesundheitssystems sein. Ich wünsche mir von Herzen eine breitere und zielgruppenspezifische Aufklärung über (Haut-)Krebs und Vorsorgemöglichkeiten. Ich wünsche mir, dass Jugendliche und junge Erwachsene gehört und gesehen werden, wenn sie sich Gedanken um ihre Gesundheit machen oder Fragen dazu haben. Ich wünsche mir Empathie von Seiten der Ärzt:innen. Letztlich wünsche ich mir für alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen in einer Situation wie meiner, Vertrauen in das eigene Bauchgefühl, viel Kraft, Durchhaltevermögen und liebe Menschen, die einen in dem Prozess unterstützen.