Ein Gastbeitrag von Melanie
Als ich Anfang Juli 2017 mit 31 Jahren einen großen Knoten unter meiner linken Achsel erstastete wurde mir sofort heiß und kalt. Ich habe gleich geahnt das etwas nicht stimmte. Ich bin Krankenschwester in einem Krankenhaus und saß gerade beim Auswerten der Visite. Als ich den Knoten ertastete, ließ ich alles stehen und liegen und rannte zur Gynäkologie unseres Hauses. Ich habe gleich an Brustkrebs gedacht.
Bei der Untersuchung der Brust wurde nichts entdeckt und ich wurde zum Chirurgen geschickt. Dieser machte eine Ultraschall-Untersuchung vom Knoten. Es stellte sich heraus das es sich um einen Lymphknoten handelt, was ich mir zu dem Zeitpunkt bereits gedacht hatte. Zwei Tage nach der Feststellung wurde der Lymphknoten entfernt und direkt auf Krebszellen untersucht. Leider wurden welche gefunden. Man sagte mir also, dass ich Krebs habe, man aber leider nicht weiß wo. Also lautete die Diagnose vorerst: CUP (Cancer of unknown primary).
So begann der Untersuchungsmarathon. Ich wurde komplett auf den Kopf gestellt. Magenspiegelung, Darmspiegelung, Mammographie, CT Abdomen, HNO Arzt. Kurz darauf wurde der Tumor dann in der Mammographie entdeckt. Ein kleiner, nicht tastbarer Tumor, sehr selten, denn es handelte sich um ein Plattenepithelkarzinom welches eigentlich nicht in der Brust wächst. Gott sei Dank hatte dieser, außer in den Lymphknoten nicht gestreut.
Ein paar Tage später schon wurde der Tumor brusterhaltend operiert. Es folgten 16 Chemotherapien und 33 Bestrahlungen. Ein harter und steiniger Weg. Ich musste mehrmals mit der Chemo aussetzen, weil meine Blutwerte nicht stimmten. Meine Tochter war zu dem Zeitpunkt drei Jahre alt. Am schlimmsten war es, als sie mich das erste Mal ohne meine langen Haare sah und sich weinend, voller Angst an ihren Papa klammerte. Ich hatte mega Angst, dass sie sich jetzt von mir entfernt, weil ich plötzlich so fremd aussah. Gott sei Dank war dem nicht so.
Ich musste während dieser Zeit auch schmerzhaft feststellen, dass viele meiner langjährigen „Freunde“ plötzlich nicht mehr da waren. Es meldete sich keiner mehr. Ich war krank und niemand wollte etwas damit zu tun haben. Aber es gab dennoch Menschen, die geblieben sind und da waren, wenn auch nicht immer körperlich, aber im Geiste. Und diesen Menschen bin ich unheimlich dankbar. Ich weiß nun, auch wenn es anfangs weh tat, wer von ihnen niemals ein Freund war. In dieser Zeit war mir mein Lebensgefährte und Vater meiner Tochter immer eine sehr sehr große Stütze. Ohne ihn, hätte ich es nicht geschafft. Den größten Kampfgeist gab mir aber meine Tochter. Ich habe noch viel mit ihr vor und möchte sie wachsen sehen. Ich bin für jeden Moment dankbar, dass ich ihn erleben darf.
Ich möchte mit meiner Geschichte vor allem Mut machen. Denn: Man kann alles schaffen. Man darf nur nicht aufgeben.
Heute geht’s mir wieder gut. Bis auf ein Lymphödem im linken Arm – mir wurden insgesamt 10 Lymphknoten entfernt – ist alles wieder wie vorher. Bis zur Diagnose arbeitete ich im Krankenhaus im Drei-Schicht-System. Heute arbeite ich in Teilzeit in zwei Schichten und bekomme Teilerwerbsminderungsrente.