Träume haben keine Pläne – Melbas Geschichte

15. Mai 2023 – Gastbeitrag

Ein Gastbeitrag von Melba

Als gebürtige Hamburgerin, erkrankte ich 1985 an einer besonders aggressiven Form von Blutkrebs (Langerhans-Zell-Histiozytose) und trotz geringer Überlebungschance, überlebte ich diese seltene Erkrankung.

Jahre später führte mich mein beruflicher Weg in das Heimatland meines Vaters. Beim langersehnten Wiedersehen in Ghana (West Afrika) mit meiner Familie väterlicherseits, in der für mich anfangs noch fremden Kultur, erlebe ich wundersame Abenteuer auf der Reise zurück zu meinen Wurzeln. Trotz anfänglicher Hürden und kultureller Unterschiede, fand ich mein Glück in Ghana.

Nachdem ich es erreicht habe für eine der internationalen Top-Kreativagenturen als erfolgreiche Art Direktorin die Karriereleiter hinaufzuklettern, erkranke ich unerwartet Anfang 30 an einem lebensbedrohlichen Hirntumor, der durch die damalige Kopfbestrahlung im Kindesalter hervorgerufen wurde.

Bestürzt muss ich Ghana verlassen und kehre nach Deutschland für eine große Hirnoperation zurück. Nach einem langwierigen Genesungsprozess wage ich entschlossen einen Neustart und kehre mit großer Zuversicht zurück nach Ghana. Doch mein Leben verläuft anders als gedacht.

Ein auffälliger Befund in einer halbjährlichen Nachsorgeuntersuchung wirft mich erneut aus der Bahn und mein Lebenstraum in Ghana zu leben und zu arbeiten, zerbricht. Trotz der großen Sehnsucht und der Liebe zu Ghana, finde ich mich damit ab, nun wieder in Hamburg leben zu müssen. In einer weiteren Nachuntersuchung im Jahre 2021, zeigte sich dann leider wieder ein Anzeichen eines Rezidivs. Statt den Kopf hängen zu lassen und aufzugeben, kämpfe ich für meine Gesundheit und lerne mit der Zeit die Krankheit anzunehmen.

Zurück zum Anfang – ein unerfüllbarer Wunsch!

Ich war 33 Jahre alt, als ich meine erste Hirntumor Diagnose bekam und hatte bisher immer gesund gelebt, Sport gemacht und mich gesund ernährt. Immer wieder habe ich mir die Frage gestellt: „Warum ich und womit habe ich das verdient?“ Und dann die schwerwiegende Frage: „Werde ich das überleben?“ Manchmal wünsche ich mir, ich hätte diese Nahtod – Erfahrungen niemals machen müssen.

Aber ich bin heute auf einer sehr tiefen Ebene damit versöhnt und in Frieden, weil ich reich beschenkt worden bin. Ich habe dadurch wertvolle Erfahrungen machen dürfen, die ich sonst nicht gemacht hätte. Ich habe Super-Kräfte in mir entdeckt, die ich sonst nicht entdeckt hätte. Selbstheilungskräfte, Visionen und meinen nicht aufzuhaltenden Drang für das Leben zu kämpfen.

Natürlich wäre es einfacher, wenn man in solch einer Lebenssituation einfach gelassen bleiben könnte, einfach einen kühlen Kopf bewahren könnte, um sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Aber es ist nun mal so, wie es ist und du kannst dem nicht einfach so aus dem Weg gehen.

Konzentriere dich auf das Positive, akzeptiere was ist, denn es nützt nichts dagegen anzukämpfen. So bewahrst du auch in hitzigen Situationen einen kühlen Kopf und es hilft dir dabei, dich nicht zu schnell stressen zu lassen und dir Kleinigkeiten nicht mehr so zu Herzen zu nehmen.

Ich gewöhne mich, wenn das überhaupt menschlich möglich ist, an den Gedanken, dass die Wahrscheinlichkeit nochmal krank zu werden nun mal besteht und dass ich nun das Beste daraus machen sollte. Das heißt nicht nur bewusster durch das Leben zu gehen, sondern es noch besser wert zu schätzen und dankbar zu sein, dass ich eine weitere Chance erhalten habe, die Welt neu zu entdecken. Das hat mich sehr viel Demut gelehrt und sehr viel Dankbarkeit.

Ich habe noch etwas zu tun auf dieser Welt

Meine Erkrankungen haben mich dazu gezwungen, mein Leben zu überdenken und das betrachte ich heute als Glücksfall. Ich sehe sie mittlerweile als ein Geschenk an. Keines, um das ich gebeten hätte, aber doch ein Geschenk, das mich zwang, etwas in meinem Leben zu ändern. Jahrelang habe ich mich nur damit beschäftigt, beruflich voranzukommen. Ich hatte immer das Streben glücklich zu sein und bin vor vielen Lebenssituation davongelaufen.

Ich habe einiges in meinem Leben nach den Diagnosen geändert und das hätte ich wahrscheinlich nicht davor getan. Unter anderem haben mich die Erfahrungen gelehrt, auch mal nein zu sagen.  Zu Dingen oder zu Menschen, die mir nicht guttun. Wirklich täglich bewusst zu entscheiden: „Will ich das wirklich tun, was ich da gerade tue? Will ich mit den Menschen zusammen sein, mit denen ich zusammen bin?“

Ich kann heute mit meinen 39 Jahren sagen, dass ich glücklich bin. Jetzt habe ich mehr Lebensqualität und es hat mich zu einer gelasseneren Person gemacht. Klar ist mir nicht immer zum Lachen zu Mute, aber anstatt zu klagen, in Trauer und Selbstmitleid zu versinken, strahle ich lieber Lebensfreude und Zufriedenheit aus. Es ist es so wichtig, das zu tun, was wir lieben und zu sein, wer wir wirklich sind. Wir sollten uns nur mit den Menschen umgeben, die uns verstehen und so akzeptieren, wie wir sind. Das Leben ist zu kurz, um es mit Dingen oder Personen zu verschwenden, die unsere Seele nicht erfüllen.

Hab‘ Geduld mit Dir!

Auch wenn mein ganzes Leben mit den Diagnosen in Frage gestellt wird, lerne ich zu akzeptieren das eigene Schicksal anzunehmen und zu verstehen, worum es am Ende wirklich geht.

Etwas Bleibendes zu hinterlassen, wie mich hier zu verewigen, ist meine Motivation weiter zu machen. Vor allem will ich zeigen, dass das Leben mit einer lebensbedrohlichen Diagnose nicht gleich endet. Denn, dass Leben verändert sich dadurch manchmal sogar zum Guten!