Erhaltung der Fruchtbarkeit bei Frauen
Informationen zu medizinischen und finanziellen Fragen
Wie werden Frauen unfruchtbar durch Krebs und seine Behandlung?
Eine kurze Vorbemerkung: Bereits der Krebs kann in einigen Fällen die Fruchtbarkeit schädigen, beispielsweise durch Schädigung der Geschlechtsorgane beim Gebärmutterkrebs. Auch notwendige Operationen können Schäden verursachen. Glücklicherweise sind diese direkten Schäden durch den Krebs nicht so häufig. Informationen hierzu müssen individuell vom Arzt gegeben werden und können nicht Gegenstand dieser Seiten sein.
Die folgenden Informationen zur Schädigung von Eizellen durch die Krebsbehandlung und zur Fruchtbarkeitserhaltung können nur einen ersten Überblick vermitteln und die Beratung durch den Arzt nicht ersetzen.
Wie geschieht die Schädigung der Eizellen?
Bereits als Baby kommen die kleinen Mädchen mit einem festgelegten Vorrat an Eizellen auf die Welt. Eizellen können nicht nachwachsen. Ab der Pubertät sorgt die Ausreifung von Eizellen für Hormonproduktion und Menstruationszyklus.
Ist der Vorrat an Eizellen erschöpft, endet der Zyklus (Menopause). Die Fruchtbarkeit ist hier dargestellt als die Wahrscheinlichkeit, in einem Monat schwanger zu werden. Sie geht bereits vor dem Ende der Periodenblutungen verloren.
Die Eizellen liegen in den Eierstöcken der Frau und werden von besonderen Zellen in ihrer Umgebung geschützt. Die Eizellen, besonders aber wohl die schützenden Zellen werden durch Strahlentherapie und bestimmte Krebsmedikamente geschädigt. Auf diese Weise kommt es zu einem Verlust an Eizellen.
Ist der Verlust weitgehend, kehren Zyklus und Fruchtbarkeit nach der Therapie praktisch nicht mehr zurück. Dies ist in der nachfolgenden Grafik symbolisch dargestellt.
Ist der Verlust an Eizellen nicht vollständig, kehrt der Zyklus zurück und es kann auch Fruchtbarkeit fortbestehen. Es besteht aber das Risiko, dass die Menopause vorzeitig eintritt und die Fruchtbarkeit vorzeitig verloren geht, denn der Vorrat an Eizellen ist ja deutlich vermindert. Man spricht von vorzeitigem Eierstockversagen (premature ovarian failure – POF). Dies ist in der folgenden Grafik dargestellt.
Bei einem Teil der Frauen mit Brustkrebs ist eine Hormontherapie notwendig. Diese ist wohl selbst nicht fruchtbarkeitsschädigend. Allerdings verschiebt sich das Zeitfenster für eine Schwangerschaft möglicherweise in ein Lebensalter, in dem die natürliche Fruchtbarkeit abnimmt.
Erhaltung der Fruchtbarkeit bei Frauen
Die folgenden Methoden zur Fruchtbarkeitserhaltung gibt es grundsätzlich:
- Unbefruchtete Eizellen konservieren
- Befruchtete Eizellen konservieren
- Eierstockgewebe konservieren
- Eierstöcke mit Medikamenten „ruhigstellen“ – GnRH-Agonisten
- Eierstöcke mit einer Operation in der Bauchhöhle verlegen
Sie werden in der Folge erläutert.
Die Methoden haben gemeinsam, dass sie in dem engen Zeitfenster zwischen Diagnose der Krebserkrankung und der notwendigen Therapie angewendet werden müssen. Wie rasch die Therapie erfolgen muss, ist je nach Krebserkrankung unterschiedlich und kann nur aufgrund der individuellen Beratung durch den Arzt im Zusammenhang mit den Wünschen der Patientin festgelegt werden.
Unbefruchtete Eizellen konservieren
Die Kryokonservierung von unbefruchteten Eizellen ist in den Jahren nach 2000 durch die Entwicklung einer neuen Einfriermethode („Vitrifikation“) technisch stark verbessert worden. Sie ist als Methode zur Fruchtbarkeitserhaltung durch die Leitlinie der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften anerkannt und empfohlen.
Vorteil ist, dass kein Risiko besteht, Tumorzellen mit einzufrieren. Wesentlicher Nachteil ist die relativ lange Zeitdauer von etwa 2 Wochen für die Realisierung. Auch können nicht immer ausreichend viele Eizellen gewonnen werden.
Wie läuft es ab?
Um Eizellen zu gewinnen, bedarf es einer Stimulation mit Hormonen. Die Anwendung ist komplex und wird nach Beratung von einem Kinderwunsch-Spezialisten geplant. Die Stimulation kann zu jedem Zeitpunkt im Zyklus der Frau starten.
Bei erfolgreicher Stimulation bildet sich eine größere Anzahl Follikel in den Eierstöcken, in denen je eine reife Eizelle enthalten ist. Die Eizellen werden gesammelt, indem die Follikelbläschen in Kurzzeitnarkose mit einer Nadel durch die Scheide mit einem Ultraschallgerät punktiert werden.
Die Eizellen werden nach der Gewinnung präpariert und direkt in flüssigem Stickstoff bei -196 °C „schockgefroren“. Mit dieser Methode haben sich die Ergebnisse bezüglich Befruchtung und Schwangerschaft vollständig an die Ergebnisse angeglichen, die in anderen Fällen bei einer Kinderwunschbehandlung ohne vorheriges Einfrieren erzielt werden.
Der Ablauf ist in der folgenden Grafik dargestellt.
Wen spreche ich an?
Behandelnder Onkologe / Krebsarzt
Er wird Dich über die Krebserkrankung, ihr Ausmaß und ihre speziellen Eigenschaften, die allgemeine medizinische Situation und die geplante Behandlung informieren.
Auf dieser Grundlage kann entschieden werden,
- ob fruchtbarkeitserhaltende Maßnahmen erforderlich sind,
- welche wahrscheinlich in Frage kommen und
- wieviel Zeit dafür bleibt bis zum Beginn der Behandlung
Trau Dich, die Frage der Fruchtbarkeit frühzeitig anzusprechen, wenn es von den Ärzten (noch) nicht getan sein sollte. Du hast das Recht auf Information und Beratung!
Es wird nach § 4 der Richtlinie Kryokonservierung (G-BA) verlangt, dass der die Krebserkrankung behandelnde Arzt eine spezielle Bescheinigung ausfüllt. Eine Vorlage stellen wir hier zur Verfügung.
Der Onkologe wird Dich weiterverweisen an den
Kinderwunschspezialist
Der Kinderwunschspezialist wird Dich auf der Grundlage der Informationen, die er vom Onkologen erhält, zu den möglichen fruchtbarkeitserhaltenden Maßnahmen beraten und den Ablauf der Eizellgewinnung und -konservierung erklären. Er wird auf Chancen und Belastungen aufmerksam machen.
Die Entscheidung, was gemacht wird und ob, triffst allein Du auf der Grundlage der Beratung.
Keine Angst, auch wenn Du Dich letztlich nicht für eine der Maßnahmen entscheidest. Information und Beratung sind Dein gutes Recht. Du brauchst keinerlei schlechtes Gefühl zu haben!
Kosten und Kostenübernahme
Ab dem 1. Juli 2021 werden die Kosten für das Einfrieren von unbefruchteten Eizellen und die damit verbundenen medizinischen Maßnahmen durch die gesetzlichen Krankenkassen als Routine finanziert, genauso wie die Krebsbehandlung insgesamt.
Mit großer Unsicherheit ist die Situation bei Mädchen unter 18 Jahren belastet. Hier sieht die Richtlinie des G-BA vor, dass die teuren Horomone für die Eierstock-Stimulation nicht übernommen werden, da die Zulassung hierfür nicht ausreiche.
Von vielen Ärzten bzw. der Klinik ist bisher noch ein privater Vertrag über die Durchführung der Kryokonservierung vorgelegt worden (ggf. als sog. „individuelle Gesundheitsleistung“). Dies ist ab dem 1. Juli 2021 nicht mehr notwendig, könnte jedoch hier und da in der Übergangszeit noch nicht bekannt sein. Es ist das gute Recht, sich hier zu wehren. Die Ärzt:innen können die Kosten direkt mit den Kassen abrechnen.
Auf Grundlage eines privaten Vertrags bekäme man später eine private Rechnung. Insgesamt kostet die Kryokonservierung von unbefruchteten Eizellen bis etwa 4.300 €. Dazu kommen Lagerkosten von etwa 300 € pro Jahr.
Antrag auf Kostenübernahme notwendig?
Je nachdem, ob man gesetzlich krankenversichert ist, privat, oder bei einem anderen Träger, muss die Kostenübernahme für die Kryokonservierung von unbefruchteten Eizellen beantragt werden oder nicht. In der Folge Hilfen und Textvorlagen.
Gesetzliche Krankenkassen
Die Kryokonservierung von unbefruchteten Eizellen ist eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Ein Antrag muss nicht mehr gestellt werden. Ein privater Vertrag ist nicht notwendig.
ACHTUNG! Als gesetzlich Versicherte bei der Ärzt:in darauf achten, dass die teuren Hormone für die Eierstockstimulation auf KASSENREZEPT verschrieben werden, nicht als Privatrezept! Hierauf besteht ein gesetzlicher Anspruch.
Private Krankenversicherungen
Wer privat krankenversichert ist, muss in jedem Fall einen Antrag auf Kostenübernahme stellen. Wann die Antragstellung geschehen muss und wie die Erfolgsaussichten sind, hängt vom Versicherer und vom Vertrag ab.
Text für den Antrag auf Kostenübernahme. Felder in (Klammern) ergänzen.
(Vor- und Nachname)
(Straße)
(PLZ Ort)
An die
(….)versicherung
(Straße)
(PLZ Ort)
(Ort), den (Datum)
Sehr geehrte Damen und Herren,
Am (Datum) wurde bei mir (…)krebs diagnostiziert.
Mein behandelnder Arzt spricht in meinem Fall von einer hohen Wahrscheinlichkeit, dass ich nach der Therapie keine Kinder mehr bekommen kann. Eine entsprechende Bescheinigung kann ich bei Bedarf nachreichen.
Ich habe jedoch einen dringenden Kinderwunsch.
Ich beantrage daher die Kostenübernahme für die Kryokonservierung von unbefruchteten Eizellen sowie die dazugehörigen medizinischen Maßnahmen.
Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass für gesetzlich Versicherte ein Rechtsanspruch auf Kryokonservierung besteht.
Mir ist klar, dass Ihre Versicherung nicht an diese Regelung gebunden ist. Es würde jedoch eine unbillige Härte bedeuten, wenn ich in der Finanzierung der fruchtbarkeitserhaltenden Maßnahmen schlechter gestellt wäre als ein Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse.
Mit freundlichen Grüßen
(Unterschrift mit Vor- und Nachnamen)
Beihilfe für Beamtinnen
Beamtinnen müssen einen Antrag auf Kostenübernahme an die Beihilfestelle stellen.
Beihilfeberechtigte Beamtinnen in Rheinland-Pfalz und Bundesbeamtinnen haben aufgrund der dortigen Beihilfenverordnungen eine gute Chance auf Finanzierung. Diese beiden Beihilfeverordnungen sehen in ihrem Wortlaut diese Leistungen vor, wenn sie durch Krankheit indiziert sind. Für die anderen Bundesländer, deren Beihilfeverordnungen im Wortlaut nicht ausdrücklich etwas bestimmen, stellt sich die Frage, ob die bestehenden Regelungen so auszulegen sind, dass man zum gleichen Ergebnis kommt.
Im Ablehnungsfall durch die Beihilfestelle könnte Klage auf der Basis des Urteils des Bundesverwaltungsgerichts vom 07.11.2006 AZ 2 C 11.06 vor dem zuständigen Verwaltungsgericht erhoben werden.
Text für den Antrag auf Kostenübernahme. Felder in (Klammern) ergänzen.
(Vor- und Nachname)
(Straße)
(PLZ Ort)
An die
Beihilfestelle (….)
(Straße)
(PLZ Ort)
(Ort), den (Datum)
Sehr geehrte Damen und Herren,
Am (Datum) wurde bei mir (…)krebs diagnostiziert.
Mein behandelnder Arzt spricht in meinem Fall von einer hohen Wahrscheinlichkeit, dass ich nach der Therapie keine Kinder mehr bekommen kann. Eine entsprechende Bescheinigung kann ich bei Bedarf nachreichen.
Ich habe jedoch einen dringenden Kinderwunsch.
Ich beantrage daher die Kostenübernahme für die Kryokonservierung von Eizellen sowie die dazugehörigen medizinischen Maßnahmen.
Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass für gesetzlich Versicherte ein Rechtsanspruch auf Kryokonservierung besteht.
Mir ist klar, dass die Beihilfe nicht an diese Regelung gebunden ist. Es würde jedoch eine unbillige Härte bedeuten, wenn ich in der Finanzierung der fruchtbarkeitserhaltenden Maßnahmen schlechter gestellt wäre als ein Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse.
Mit freundlichen Grüßen
(Unterschrift mit Vor- und Nachnamen)
Sonstige Kostenträger
Bei etwa 2,5% der Menschen ist ein sonstiger Kostenträger zuständig. Dazu gehören z.B. die Heilfürsorge für Bundespolizei, Bereitschaftspolizei, Berufsfeuerwehr oder Sozialhilfeträger.
Auch dort sollte man einen Antrag auf Kostenübernahme stellen.
Text für den Antrag auf Kostenübernahme. Felder in (Klammern) ergänzen.
(Vor- und Nachname)
(Straße)
(PLZ Ort)
An die
(Name des Trägers)
(Straße)
(PLZ Ort)
(Ort), den (Datum)
Sehr geehrte Damen und Herren,
Am (Datum) wurde bei mir (…)krebs diagnostiziert.
Mein behandelnder Arzt spricht in meinem Fall von einer hohen Wahrscheinlichkeit, dass ich nach der Therapie keine Kinder mehr bekommen kann. Eine entsprechende Bescheinigung kann ich bei Bedarf nachreichen.
Ich habe jedoch einen dringenden Kinderwunsch.
Ich beantrage daher die Kostenübernahme für die Kryokonservierung von Eizellen sowie die dazugehörigen medizinischen Maßnahmen.
Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass für gesetzlich Versicherte ein Rechtsanspruch auf Kryokonservierung besteht.
Mir ist klar, dass Sie nicht an diese Regelung gebunden sind. Es würde jedoch eine unbillige Härte bedeuten, wenn ich in der Finanzierung der fruchtbarkeitserhaltenden Maßnahmen schlechter gestellt wäre als ein Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse.
Mit freundlichen Grüßen
(Unterschrift mit Vor- und Nachnamen)
Soll man befruchtete Eizellen einfrieren lassen?
Die Kryokonservierung von befruchteten Eizellen wurde zu Zeiten empfohlen, in denen die Konservierung von unbefruchteten Eizellen technisch noch nicht so weit entwickelt war. Damals waren die Ergebnisse mit dem Einfrieren besser, wenn die Eizellen befruchtet waren.
Angesichts der mit heutiger Technik möglichen guten Befruchtungsraten von kryokonservierten unbefruchteten Eizellen ist ein Vorteil für die Kryokonservierung von befruchteten Eizellen nicht mehr ersichtlich. Nachteile des Verfahrens sind die Festlegung der Frau auf den gegenwärtigen Partner und die höheren Kosten von bis zu etwa 8.300 €.
Achtung! Bei gesetzlich Versicherten können sich die Krankenkassen weigern, die Kosten zu übernehmen, da dies Verfahren nicht in der Richtlinie des G-BA aufgeführt ist.
Ärzt:innen, die das Verfahren empfehlen, sind verpflichtet, auf diesen Umstand hinzuweisen.
Eierstockgewebe einfrieren lassen
Die Eierstockgewebekonservierung wird in der Leitlinie der deutschen wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften als Methode anerkannt und empfohlen. Das Gewebe wird vor der Krebstherapie entnommen und eingefroren. Nach der Therapie kann es im Falle der Schädigung der Eierstöcke erfolgreich wieder in die Bauchhöhle einpflanzt werden. Es kann auf natürlichem Weg zu einer Schwangerschaft kommen.
Die schnelle Realisierbarkeit ist ein Vorteil des Verfahrens. Ein Nachteil ist eine mögliche Verunreinigung des Eierstockgewebes mit Tumorzellen. Sie hängt von der vorliegenden Tumorerkrankung ab.
Weiterhin ist zu bedenken, dass das Wiedereinsetzen von Eierstockgewebe zu einer Wiederaufnahme der Produktion weiblicher Geschlechtshormone führt. Dies kann z. B. bei bestimmten Formen des Brustkrebses nachteilig und nicht erwünscht sein. Dieser Punkt wird sicherlich im Beratungsgespräch angesprochen werden.
Wie läuft es ab?
Die Entnahme von Eierstockgewebe erfolgt durch eine Schlüsselloch-Operation mit Bauchhöhlenspiegelung unter Narkose. Aus rechtlichen Gründen ist eine stationäre Durchführung zu empfehlen! Die Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen kann auf diese Weise leichter durchgesetzt werden. Danach wird das Gewebe per Kurier in eines der Labor-Zentren geschickt, die Erfahrung mit der Aufbereitung und dem Einfrieren haben.
Nach der Krebstherapie und im Falle der Schädigung der Eierstöcke kann das Gewebe erfolgreich mit einer weiteren Bauchhöhlenspiegelung wieder einpflanzt werden, wodurch der Zyklus für eine Zeit wiederhergestellt werden kann. In dieser Zeit werden befruchtungsfähige Eizellen gebildet und es kann auf natürlichem Weg zu einer Schwangerschaft kommen. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Zyklus wieder aufgenommen wird, was für Befinden und z.B. die Knochendichte gut ist.
Die Abläufe werden in der folgenden Grafik verdeutlicht.
Wen spreche ich an?
Behandelnder Onkologe / Krebsarzt
Er wird Dich über die Krebserkrankung, ihr Ausmaß und ihre speziellen Eigenschaften, die allgemeine medizinische Situation und die geplante Behandlung informieren.
Auf dieser Grundlage kann entschieden werden,
- ob fruchtbarkeitserhaltende Maßnahmen erforderlich sind,
- welche wahrscheinlich in Frage kommen und
- wieviel Zeit dafür bleibt bis zur Behandlung
Trau Dich, die Frage Fruchtbarkeit frühzeitig anzusprechen, wenn es von den Ärzten (noch) nicht getan sein sollte. Du hast das Recht auf Information und Beratung!
Der Onkologe wird Dich weiterverweisen an einen
Kinderwunschspezialist
Der Kinderwunschspezialist wird Dich auf der Grundlage der Informationen, die er vom Onkologen erhält, zu den möglichen fruchtbarkeitserhaltenden Maßnahmen beraten und den möglichen Ablauf der Eierstockgewebekonservierung erklären. Er wird auf Chancen und Belastungen durch das oder die Verfahren aufmerksam machen und kann die Entnahme des Eierstockgewebes organisieren.
Die Entscheidung, was gemacht wird und ob, triffst allein Du auf der Grundlage der Beratung.
Keine Angst, auch wenn Du Dich letztlich nicht für eine der Maßnahmen entscheidest. Information und Beratung sind Dein gutes Recht. Du brauchst keinerlei schlechtes Gefühl zu haben!
Kosten und Kostenübernahme
Obwohl die Eierstockgewebekonservierung in der Leitlinie der deutschen medizinischen Fachgesellschaften als Methode anerkannt und empfohlen wird, wird sie in der Regel von den Gesetzlichen Krankenkassen, privaten Krankenversicherungen und sonstigen Trägern nicht bezahlt.
Die Kosten betragen bis zu etwa 2.300 € für Entnahme und Einfrieren plus die jährlichen Lagerkosten von etwa 300 € und müssen meist privat getragen werden.
Antrag auf Kostenübernahme stellen
Wir halten einen Antrag auf Kostenübernahme für die Eierstockgewebeentnahme und -konservierung aufgrund der positiven Beurteilung in der Leitlinie der Fachgesellschaften für sinnvoll. In der Folge Hilfen und Texte für die Anträge.
Gesetzliche Krankenkassen
Obwohl die Eierstockgewebekonservierung in der Leitlinie der deutschen medizinischen Fachgesellschaften als Methode anerkannt und empfohlen wird, wird sie in der Regel von den Gesetzlichen Krankenkassen nicht bezahlt. Die rechtlichen Hintergründe sind leider sehr kompliziert.
Viele Betroffene und auch Mitarbeiter in den Krankenkassen denken, dass die Konservierung von Eierstockgewebe unter die im Mai 2019 in Kraft getretene Regelung zur „Kryokonservierung“ (§ 27a Abs. (4) SGB V) fällt. Das ist nicht der Fall! Die Regelung nach § 27a gilt nur in Verbindung mit einer nachfolgenden künstlichen Befruchtung.
Eierstockgewebe kann später wieder in die Bauchhöhle der Frauen eingepflanzt werden und so die Unfruchtbarkeit heilen. Die Frauen bekommen ihre Periode wieder und können auf natürlichem Wege Kinder empfangen. Daher wird die Konservierung von Eierstockgewebe als Krankenbehandlung nach §27 SGB V (= Heilung der Unfruchtbarkeit) eingeordnet.
Das Bundessozialgericht (BSG) hat in der Entscheidung vom 17. Februar 2010, Az. B 1 KR 10/09 R festgestellt, dass die Kosten für das Einfrieren von Eierstockgewebe als Teil einer Behandlung zur Wiederherstellung der natürlichen Fruchtbarkeit nach § 27 Absatz 1 des Sozialgesetzbuchs V grundsätzlich zu übernehmen sind.
Da das Landessozialgericht (LSG) Berlin-Brandenburg im vorausgehenden Prozess aber nicht alle erheblichen Tatsachen festgestellt hatte, wurde der Rechtsstreit vom BSG an das LSG zurückverwiesen. Das Landessozialgericht Berlin-Brandenburg wies dann die Kostenübernahme in seinem Urteil AZ L 1 KR 112/10 ZVW vom 7.10.2011 ab. Ein Gutachten des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen hielt die Methode für noch nicht etabliert und anerkannt.
Wir halten dies Urteil für überholt durch neue Daten und die Leitlinie der Fachgesellschaften.
Es gibt eine weitere Hürde: Bei einer AMBULANTEN Behandlung müssen die Kosten von den Krankenkassen nur übernommen werden, wenn der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) in einer Richtlinie eine Erlaubnis erteilt hat (§ 135 Abs. 1 SGB V). Eine solche Erlaubnis liegt nicht vor. Wird die Behandlung jedoch STATIONÄR durchgeführt, hat der G-BA nur die Befugnis eines Verbots (§ 137c Abs. 1 SGB V). Ein solches Verbot liegt nicht vor. Wir empfehlen daher die stationäre Durchführung der Eierstockgewebeentnahme. Es gibt eine Argumentation mit der die Bezahlung einer ambulanten Entnahme durchgesetzt werden könnte. Leichter ist der Weg jedoch bei stationärer Entnahme.
Es sollte in jedem Fall ein Antrag auf Kostenübernahme an die Krankenkasse gestellt werden.
- Der Antrag kann formlos gestellt werden.
- Der Antrag muss VOR dem Beginn der Maßnahmen zur Fruchtbarkeitserhaltung gestellt werden.
- Der Antrag muss VOR dem Unterschreiben eines privaten Behandlungsvertrags gestellt werden.
- Telefonischer Antrag ist zulässig und auch sinnvoll, da die Vorbereitungen zur Eierstockgewebekonservierung ja rasch erfolgen müssen (Ansprechpartner, Datum, Uhrzeit notieren!)
- Schriftlicher Antrag ist zu empfehlen – gegebenenfalls auch nach dem telefonischen Antrag zur Sicherheit nachreichen!
- Da die Fruchtbarkeitserhaltung in der Regel unaufschiebbar ist, muss die Antwort der Versicherung jedoch nicht abgewartet werden. Es ist wichtig, die Eilbedürftigkeit im Antrag zu erwähnen.
Ein Vorschlag für einen Text zum Abkopieren findet sich unten.
Wird der Antrag auf Kostenübernahme abgelehnt, sollte man sich die Begründung genau ansehen. Es besteht die Möglichkeit, Widerspruch einzulegen. Dies ist nicht mit Kosten verbunden.
Wenn die Krankenkasse nur telefonisch ablehnt, sollte man auf einem schriftlichen Bescheid bestehen. Dieser ist in der Regel notwendig, wenn man die Chance auf Widerspruch haben möchte.
Text für den Antrag auf Kostenübernahme. Felder in (Klammern) ergänzen.
(Vor- und Nachname)
(Straße)
(PLZ Ort)
An die
(….)kasse
(Straße)
(PLZ Ort)
(Ort), den (Datum)
Sehr geehrte Damen und Herren,
Am (Datum) wurde bei mir (…)krebs diagnostiziert.
Mein behandelnder Arzt spricht in meinem Fall von einer hohen Wahrscheinlichkeit, dass ich nach der Therapie keine Kinder mehr bekommen kann. Eine entsprechende Bescheinigung kann ich bei Bedarf nachreichen.
Ich habe jedoch einen dringenden Kinderwunsch.
Das Bundessozialgericht (BSG) hat in einer Entscheidung vom 17. Februar 2010, Az. B 1 KR 10/09 R festgestellt, dass die Kosten für das Einfrieren von Eierstockgewebe als Teil einer Behandlung zur Wiederherstellung der natürlichen Fruchtbarkeit nach § 27 Absatz 1 des Sozialgesetzbuchs V grundsätzlich von den gesetzlichen Krankenkassen zu übernehmen sind.
Mir ist das nachfolgende negative Urteil des Landessozialgerichts Berlin-Brandenburg AZ L 1 KR 112/10 ZVW vom 7.10.2011 bekannt. Dieses Urteil ist jedoch überholt, da die Kryokonservierung von Eierstockgewebe mittlerweile in der Leitlinie der deutschen medizinisch wissenschaftlichen Fachgesellschaften als Methode anerkannt und empfohlen wird.
Ich beantrage daher die Kostenübernahme für die Entnahme und Kryokonservierung von Eierstockgewebe und die damit verbundenen medizinischen Maßnahmen. Eilbedürftigkeit! Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass die Kryokonservierung unaufschiebbar ist und vor Beginn der Therapie durchgeführt werden muss.
Mit freundlichen Grüßen
(Unterschrift mit Vor- und Nachnamen)
Private Krankenversicherungen
Wer privat krankenversichert ist, muss in jedem Fall einen Antrag auf Kostenübernahme stellen. Wann dies geschehen muss und wie die Erfolgsaussichten sind, hängt vom Versicherer und vom Vertrag ab.
Text für den Antrag auf Kostenübernahme. Felder in (Klammern) ergänzen.
(Vor- und Nachname)
(Straße)
(PLZ Ort)
An die
(….)versicherung
(Straße)
(PLZ Ort)
(Ort), den (Datum)
Sehr geehrte Damen und Herren,
Am (Datum) wurde bei mir (…)krebs diagnostiziert.
Mein behandelnder Arzt spricht in meinem Fall von einer hohen Wahrscheinlichkeit, dass ich nach der Therapie keine Kinder mehr bekommen kann. Eine entsprechende Bescheinigung kann ich bei Bedarf nachreichen.
Ich habe jedoch einen dringenden Kinderwunsch.
Die Kryokonservierung von Eierstockgewebe in der Leitlinie der deutschen medizinisch wissenschaftlichen Fachgesellschaften als Methode zur Wiederherstellung der natürlichen Fruchtbarkeit anerkannt und empfohlen. Sie wird mir von meinem Arzt empfohlen.
Ich beantrage daher die Kostenübernahme für die Entnahme und Kryokonservierung von Eierstockgewebe und die damit verbundenen medizinischen Maßnahmen.
Mit freundlichen Grüßen
(Unterschrift mit Vor- und Nachnamen)
Beihilfe für Beamtinnen
Beamtinnen müssen einen Antrag auf Kostenübernahme an die Beihilfestelle stellen.
Beihilfeberechtigte Beamtinnen in Rheinland-Pfalz und Bundesbeamtinnen sollten aufgrund der dortigen Beihilfenverordnungen eine Chance auf Finanzierung haben. Diese beiden Beihilfeverordnungen sehen in ihrem Wortlaut diese Leistungen vor, wenn sie durch Krankheit indiziert sind. Für die anderen Bundesländer, deren Beihilfeverordnungen im Wortlaut nicht ausdrücklich etwas bestimmen, stellt sich die Frage, ob die bestehenden Regelungen so auszulegen sind, dass man zum gleichen Ergebnis kommt.
Im Ablehnungsfall durch die Beihilfestelle könnte Klage auf der Basis des Urteils des Bundesverwaltungsgerichts vom 07.11.2006 AZ 2 C 11.06 vor dem zuständigen Verwaltungsgericht erhoben werden.
Text für den Antrag auf Kostenübernahme. Felder in (Klammern) ergänzen.
(Vor- und Nachname)
(Straße)
(PLZ Ort)
An die
Beihilfestelle (….)
(Straße)
(PLZ Ort)
(Ort), den (Datum)
Sehr geehrte Damen und Herren,
Am (Datum) wurde bei mir (…)krebs diagnostiziert.
Mein behandelnder Arzt spricht in meinem Fall von einer hohen Wahrscheinlichkeit, dass ich nach der Therapie keine Kinder mehr bekommen kann. Eine entsprechende Bescheinigung kann ich bei Bedarf nachreichen.
Ich habe jedoch einen dringenden Kinderwunsch.
Die Kryokonservierung von Eierstockgewebe in der Leitlinie der deutschen medizinisch wissenschaftlichen Fachgesellschaften als Methode zur Wiederherstellung der natürlichen Fruchtbarkeit anerkannt und empfohlen. Sie wird mir von meinem Arzt empfohlen.
Ich beantrage daher die Kostenübernahme für die Entnahme und Kryokonservierung von Eierstockgewebe und die damit verbundenen medizinischen Maßnahmen.
Mit freundlichen Grüßen
(Unterschrift mit Vor- und Nachnamen)
Sonstige Kostenträger
Bei etwa 2,5% der Menschen ist ein sonstiger Kostenträger zuständig. Dazu gehören z.B. die Heilfürsorge für Bundespolizei, Bereitschaftspolizei, Berufsfeuerwehr oder Sozialhilfeträger.
Auch dort sollte man einen Antrag auf Kostenübernahme stellen.
Text für den Antrag auf Kostenübernahme. Felder in (Klammern) ergänzen.
(Vor- und Nachname)
(Straße)
(PLZ Ort)
An die
(Name des Trägers)
(Straße)
(PLZ Ort)
(Ort), den (Datum)
Sehr geehrte Damen und Herren,
Am (Datum) wurde bei mir (…)krebs diagnostiziert.
Mein behandelnder Arzt spricht in meinem Fall von einer hohen Wahrscheinlichkeit, dass ich nach der Therapie keine Kinder mehr bekommen kann. Eine entsprechende Bescheinigung kann ich bei Bedarf nachreichen.
Ich habe jedoch einen dringenden Kinderwunsch.
Die Kryokonservierung von Eierstockgewebe in der Leitlinie der deutschen medizinisch wissenschaftlichen Fachgesellschaften als Methode zur Wiederherstellung der natürlichen Fruchtbarkeit anerkannt und empfohlen. Sie wird mir von meinem Arzt empfohlen.
Ich beantrage daher die Kostenübernahme für die Entnahme und Kryokonservierung von Eierstockgewebe und die damit verbundenen medizinischen Maßnahmen.
Mit freundlichen Grüßen
(Unterschrift mit Vor- und Nachnamen)
Eierstöcke mit Medikamenten „ruhigstellen“ – GnRH-Agonisten
Die sogenannten GnRH – Agonisten regulieren die Stimulation der Eierstöcke durch die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) herunter. Man hatte die Vorstellung, dass eine solche „Ruhigstellung“ die Eierstöcke vor den schädlichen Einwirkungen von Krebsmedikamenten und Bestrahlung schützen und so die Fruchtbarkeit erhalten könnte.
Es wurden eine Reihe Studien dazu durchgeführt. Die Ergebnisse sind jedoch widersprüchlich, so dass die Leitlinie der deutschen wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften zu dem Schluss kommt:
„GnRH- Agonsten sind als alleinige Option zur Fertilitätsprotektion aufgrund der widersprüchlichen Studienlage nicht ausreichend.“
Die Behandlung mit GnRH-Agonisten kann also das Einfrieren von Eizellen oder Eierstockgewebe nicht ersetzen.
Eierstöcke mit einer Operation in der Bauchhöhle verlegen.
Die Eierstöcke werden vor allem dann durch die Strahlentherapie geschädigt, wenn sie von den Strahlen direkt getroffen werden. Dies kann durch Verlagerung in der Bauchhöhle bis zu einem gewissen Grad verhindert werden. Das Verfahren wird relativ selten angewendet. Ob es angebracht ist, muss im individuellen Fall mit dem Arzt geklärt werden.